Dieser Artikel ist eine Fortsetzung des ersten Beitrags „Aktien und Börse: jetzt mal Klartext – Teil 1“.
Beobachter wundern sich häufig, wenn in den Nachrichten von einem Kurseinbruch an den Aktienmärkten berichtet wird. Der DAX fällt dann schnell, so wie Eis in der Sommerhitze dahinschmilzt. Immer tiefere Indexstände werden herumgereicht. Manch einer schaut dann mitfühlend nach Frankfurt, wo die größte deutsche Börse steht. Doch wenn Kurse sich verändern, dann ist das nur relevant für die Anleger. Alle anderen können dem Treiben beruhigt zusehen.
Zunächst einmal fragen sich viele, was denn passiert, wenn der DAX sich verändert. Die klare Antwort lautet: gar nichts. Heute steigt der Index und morgen fällt er. Der Index ist ein Resultat der Kursveränderungen der dreißig größten Unternehmen in Deutschland. So etwas wie ein Klassendurchschnitt bei einer Klassenarbeit.
Kurse verändern sich alleine aufgrund von Hoffnungen und Ängste der Anleger. Stellen Sie sich vor, Sie besitzen einen Golf IV. Ein solides Auto, das schon viele Jahre auf dem Buckel hat und vielleicht 3.000 Euro geschätzten Wert hat. Wenn jetzt jemand auf die Idee kommt und 4.000 Euro dafür bietet, dann ist das möglich und niemand kann den Käufer daran hindern. Vielleicht gibt es ja einen Grund, warum der Käufer so handelt. Wenn es nun vermehrt Interesse für den Golf IV aufkommt, dann steigt das Preisniveau. Plötzlich sind Leute auch bereit 5.000 Euro für Ihren Wagen zu bezahlen. Spekulanten werden nun angelockt, da man ohne Arbeit leicht Gewinne einfahren kann. Sie sehen nun, dass der Preis in der Vergangenheit stark gestiegen ist und glauben an seine Fortsetzung. Sie kaufen dann gierig jeden Golf, ohne auf die Risiken zu achten, alleine, weil sie auch Gewinne erzielen wollen. Sie bieten dann 6.000 Euro, um das Fahrzeug dann vielleicht für 7.000 Euro zu verkaufen. Bei Aktien ist die Denkweise ähnlich, so kommt es zu einem Kursanstieg und in der finalen Phase zu einem Rauschzustand.
Sie merken schon, dass Ihr guter Golf noch auf dem Parkplatz steht und immer noch 3.000 Euro wert ist. Das bedeutet auch, dass wenn die Preise sinken, weil sich für 7.000 Euro keine Käufer mehr finden lassen, dass sich dann an ihrem Auto nichts verändert hat. Es gibt deshalb auch keinen Grund für Panikmache in den Medien, wenn der DAX nachgibt. Wenn die Aktienkurse heute fallen, dann waren sie zuvor angestiegen. So einfach ist das. Die Käufer haben eine Entscheidung getroffen und wussten über das Risiko bescheid. An der Börse gehen die Aktien von Person A zu Person B und mit den Gewinnen und den Verlusten verhält es sich ebenso. Der Gewinn des einen ist der Verlust des anderen. Alles bleibt unter den Handelnden. Große Anleger haben daher immer ein Interesse neue Aktienkäufer an die Börse zu locken. Jemand muss ja die Kursgewinne der Großen bezahlen.
All die Meldungen in den Nachrichten über den aktuellen Börsencrash sind daher verfehlt. Niemand hat einen Anleger gebeten teure Aktien zu kaufen. Und wenn ja, dann hat er sich etwas dabei gedacht. So wie man an der Börse auch Verluste begrenzen muss. Das ist eine elementare Pflicht eines Anlegers, denn das ist das Einzige, was er kontrollieren kann. Völlig aus dem Rahmen fallen jetzt Artikel im Internet, die von einem langen Atem an der Börse reden oder man müsse auch Turbulenzen aushalten. Das ist schlichtweg falsch. Wer Geld investiert, der trägt eine Verantwortung für sein Investment. Das bedeutet auch, dass Verluste unbedingt begrenzt werden müssen.
Ebenfalls an den Haaren herbeigezogen sind die sorgenvollen Berichte, das Ersparte der Leute für das Alter würde mit den Kursverlusten den Bach heruntergehen. In den letzten Jahren haben immer mehr Leute die Anlage in Aktien bevorzugt. Hier muss mit Verlaub gefragt werden, warum jemand sein Geld für das Alter in eine spekulative Form, wie die der Aktienanlage investiert. Jeder weiß doch, dass die Börse riskant ist. Jeder hat auch die Möglichkeit gehabt, das gute alte Sparbuch zu nutzen oder etwas ganz anderes. Wenn schon keine Gewinne (aufgrund der Nullzinsen), dann doch auch keine Verluste. Bei einem Börsencrash zeigt sich auch, dass Geld an der Seitenlinie keine schlechte Idee ist.
Zu guter Letzt muss hier der Risikoaspekt erwähnt werden. Wer Aktien kauft, der muss wissen, wann er sich auf riskantes Parkett wagt. Das gilt ebenso für den Kauf von Immobilien. In Deutschland haben wir einen verrückten Boom, der auch bald platzen wird. In beiden Fällen gilt, diejenigen (Unternehmen oder Privatleute) die einen Fehler gemacht haben, nämlich überteuert eingekauft, müssen die Folgen ihres riskanten Handels ausbaden. Nur dann kommt es zum Lerneffekt und beim nächsten Mal wird man sich zurückhalten, was dann Blasen an den Märkten verringert würde. Gleichzeitig kommt es bei einem Platzen von Aktien- oder Immobilienblasen zu dem positiven Effekt, dass die Preise nämlich wieder auf faire und bezahlbare Niveaus sinken.
Gesunkene Preise können dann wiederum von klugen Anlegern, die rechtzeitig aus dem Markt waren bzw. Cash vorhalten haben, für einen Einstieg in den Aktienmarkt genutzt werden. Immobilien sind bei einen gesunderen Preisniveau wieder für durchschnittliche Familien bezahlbar. Es kommt zu einer Normalisierung der Preise. Diese Phase der Normalisierung muss man gewähren lassen, auch wenn es schmerzhaft ist. Nur leider eilen Zentralbanken und der Staat bei Krisen schnell zur Hilfe und lassen eine Bereinigung nicht zu. So war es in den letzten Jahren.
Trotz der effekthaschenden Titel in den Medien, die Kursveränderungen an den Börsen tangieren das normale Leben nicht. Sorgen müssen sich die Anleger machen, die an der Spielwiese Börse mitgespielt haben.
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Buchtitel: „Verstehen Sie Geld?“, Autor: Davut Cöl, Verlag: Tredition, Seiten: 328
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