Anleger denken nur noch in Allzeithochs des DAX. Vorbei sind die Zeiten, in denen sie Aktien bewertet, nach teuer und günstig sortiert und dann ihre aussichtsreichsten Wertpapiere gekauft haben. Diese Börsenzeiten sind vergangen. Seitdem es billiges Geld im Überfluss gibt, es reicht bereits die Hoffnung, ist die Richtung der Börsenkurse vorgegeben. Es geht rauf. Es ist jetzt nur ein kleiner Schritt für das nächste Allzeithoch, wenn es nach der Marktmeinung geht. Doch wie lange wird diese Rallye andauern?
Der neuste Hoffnungsmotor der Marktteilnehmer ist die beginnende Berichtssaison. Quartalsberichte stehen in der neuen Woche an. Unternehmen müssen nun liefern, was die Anleger vorweggenommen haben. In Erwartung positiver Ergebnisse sind die Kurse bereits gestiegen. Unternehmen müssen bei der Bekanntgabe ihrer Quartalsergebnisse mehr liefern. Es wird vermutlich schwer noch eine Schippe draufzulegen. Üblicherweise beginnen die US-Banken die Berichtssaison. Sie können gute Zahlen liefern, da sie von der guten Stimmung an den Börsen profitieren. Umso mehr wird es auf den Ausblick ankommen und da wird es nicht einfach, neue Kursfantasie zu entfachen. Es ist ein kleiner Schritt zwischen Himmel und Hölle wie die Ergebnisse aufgenommen werden. Manch eine Enttäuschung wird nicht zu vermeiden sein.
Es stört in solch einem Umfeld die Anleger kaum, dass Unternehmen vermehrt Gewinnwarnungen aussprechen müssen. Allen voran schwächelt unübersehbar die Automobilindustrie, die viele andere Branchen in Mitleidenschaft zieht und ziehen wird. Über die allgemeine konjunkturelle Abkühlung wurde in diesem Blog bereits häufig geschrieben. Da aber die Stimmung an der Börse am Zenit ist, berühren die vereinzelten negativen Nachrichten die Anleger kaum. Diese ließen sich im Wochenverlauf auch nicht von höheren US-Inflationswerten stoppen, obwohl diese Daten die voreilige Zinswende der US-Notenbank FED als Fehler herauskristallisierten.
DAX, Tageschart, Stand 19.373 Punkte
Eine Börsen-Eigenart ist Folgende: Anleger denken in wiederkehrenden Mustern. Was in der Vergangenheit passierte, soll sich in der Zukunft wiederholen. Auf Aktien, die in der Vergangenheit gut liefen, stürzen sich immer mehr Käufer, was deren Anstieg außergewöhnlich verlängert. In den USA kennt man die Lieblingsaktien der Börsenteilnehmer, die sich unter den Namen Magnificent 7 versammelten (Apple, Amazon, Alphabet (Google), Microsoft, Meta (Facebook), Tesla, Nvidia). In Deutschland sind SAP und u.a. die Versicherungswerte die Lieblinge der Anleger.
Solange dieser Kreislauf sich dreht, die Unternehmen mehr oder minder die Erwartungen treffen, die Anleger ihre Dividende erhalten und der DAX nahe am Allzeithoch notiert, da wollen die Anleger gar nicht so genau hinsehen, ob sich Risiken auftun oder die Konjunktur abbremst. Sie blicken nach vorne, kaufen weiter Wertpapiere, und hoffen, dass das Gewitter an ihren Investments vorbeigeht.
Nachdem der DAX nachgebende Kurse bisher ausgelassen hat und den Börsenmonat September unbeschadet durchlebt hat, wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis sich die Anleger erneut Hoffnungen machen werden. Diesmal für den Beginn einer Jahresendrallye. Es geht an der Börse nicht um Fakten, sondern um die Stimmung und die Erwartungen.
Noch ist es aber nicht so weit. Weder neues Allzeithoch noch Jahresendrallye sind spruchreif. Wie in der Analyse „DAX-Ausblick: Das Prinzip Hoffnung“ beschrieben, sollte der Index eine Korrektur einstreuen, was in der abgelaufenen Woche eingetreten ist. Danach sollten sich die Blicke der Anleger nach vorne richten. Es geht um das bisherige Allzeithoch bei 19.491 Punkten.
Entscheidend wird in der neuen Woche das letzte Allzeithoch sein. Nur wenn der DAX über die Marke bei 19.491 Punkten hinauskommt, kann sich der Index wirklich befreien. Dabei reicht ein kleiner Schritt über 19.500 Punkte hinaus nicht aus. Aus dem Wochenchart heraus befindet sich der Index vor einer Widerstandslinie bei 19.540 Punkten. Demnach muss der deutsche Aktienindex diese zweite Hürde aus dem Weg räumen, um wirklich ausbrechen zu können.
Es fällt schwer zu glauben, dass den Marktteilnehmern noch positive Argumente für den Aktienkauf einfallen werden. Ein wahrscheinlicher Kursverlauf in der kommenden Handelswoche kann der Versuch sein, das bisherige Allzeithoch zu überbieten. Die bereits eingepreiste und wahrscheinliche Zinssenkung der Europäischen Zentralbank EZB am Donnerstag um 0,25 Prozentpunkte ist da keine große Sache mehr. Während die Medien bei einem neuen Allzeithoch schnell von Börsenboom und DAX bald bei 20.000 Punkten berichten, könnte die Berichtssaison die Anleger auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Es ist für die Marktteilnehmer und den DAX nur ein kleiner Schritt noch ein weiteres Mal ein neues Rekordhoch zu markieren. Doch ob die Rallye mehr als 19.550 Punkte erreichen kann, ist mit dem Blick auf den Wochenchart unwahrscheinlich.
Wir verfolgen die weitere Entwicklung und veröffentlichen neue Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S.: Erhalten Sie Trading -Signale (mehr erfahren)