Was haben sich die Anleger dabei gedacht, als sie sich den Traum über Zinsgipfel und Zinssenkungen erträumt haben? In Anbetracht dieses wirren und hartnäckigen Gedankengangs kauften die Investoren Aktien und der DAX konnte steigen. Das war jedoch suspekt, denn die Fakten sprechen eine andere Sprache, da die Inflation hoch notiert. Die US-Notenbank verhalf den Marktteilnehmern nun zu Klarheit bei dem Thema Zinsen und gab auch gleich einen Ausblick, wie es weitergehen könnte.
Zunächst etwas Grundlegendes: Die Aufgabe der Zentralbank ist es, gegen die Inflation anzukämpfen. Diese notiert in den USA bei 3,7% und in der Eurozone bei 5,3%. Zahlen jeweils aus dem August 2023. Diese Werte sind zu hoch und selbstverständlich sind hier die Währungshüter gefordert zu handeln, da eine hohe Inflation den Geldwert schmälert. Während in der letzten Woche die EZB ihren Leitzins anhob, war gestern Abend die US-Notenbank FED dran. Diese erhöhte ihre Leitzinsen nicht mehr, sie ist der EZB voraus, aber stellte klar, dass noch in diesem Jahr eine weitere Zinserhöhung anstehen könne. An dieser Stelle platzten die Zinssenkungs-Träume viele Anleger (mehr erfahren).
DAX, Tageschart, Stand 15.781 Punkte (Vorbörse 15.655 Punkte)
Anleger haben sich in eine Traumwelt zurückgezogen und wünschen sich die gute alte Zeit zurück, in der die Zentralbanken die Zinsen um die Wette gesenkt haben. Diese Zeit kommt nicht wieder. Nun geht es darum, wieder ein Normalmaß zu finden und daran hapert es gerade gewaltig.
Wenn jetzt immer mehr Unternehmen klagen, dass die hohen Zinsen (als Antwort auf die hohe Inflation) sie unter Druck bringt und die Medien dies wohlwollend wiederholen, dann ist das nicht ganz treffend analysiert. Nicht die alten Nullzinsen sind das Normal, sondern ein Zinsniveau von z.B. 5-6 Prozent. Alles andere ist Augenwischerei.
Ein Beispiel: Die Bauindustrie klagt gerade, dass Bauen teurer geworden sei und nun die Leute (und Unternehmen) keine Häuser bauen lassen. Die Baumaterialien und die Handwerker seien teuer und der Kredit ebenfalls, was bei hohen Darlehenszinsen eben nicht jeder stemmen kann. Auch hier schwingt der Traum von der guten alten Zeit mit, als man mit minimalen Zinsen fast alles finanzieren konnte und das zu jedem Immobilienpreis. Diese Zeit ist vorüber.
Das neue Normal ist, dass die Zinsen höher als früher sind (und bleiben), die Nachfrage nach (viel zu teuren) Immobilien nachlassen und die Preise dadurch nachgeben sollten. Dann erst werden die Handwerker wieder mehr Kapazitäten haben, die Baustoffe günstiger werden und Immobilienpreise sich auf einem fairen Preisniveau einpendeln.
Der DAX hat seinen gestrigen Korrekturtag deutlich stärker absolviert als für diese Marktlage angemessen gewesen wäre. Über den ganzen Tag konnte der Index in der Nähe bei 15.770 Punkten verweilen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Als dann am Abend die US-Notenbank von weiteren Zinsanhebungen sprach, weitere Straffung der Zinspolitik als möglich erachtete, die Anhebung der Leizinsen noch im Jahre 2023 in den Raum warf und Zinssenkungen für 2024 als eher unwahrscheinlich betitelte, da wurden die Anleger ruckartig wachgerüttelt.
Wie das obige Chartbild zeigt, befindet sich der DAX nun auf dem Weg zu der horizontalen Linie bei 15.530 Punkten. Dies gilt, solange der Index unter 15.820 Punkten verbleibt. Da nun jegliche Zinssenkungsfantasie aus den Köpfen der Marktteilnehmer weichen wird, sind die Augen auf tiefere Kursebenen zu richten. Der Aktienmarkt sollte sich nicht lange bei 15.530 Punkten halten können und diese schon bald unterschreiten. Weiterhin gilt ein Abrutschen des DAX zu einem Kursziel bei 15.030 Punkten als sehr wahrscheinlich.
Anleger sollten sich mit dem neuen Zinsniveau arrangieren, was auch für die Aktienmarkt gilt. Manche Projekte erscheinen nun nicht mehr sinnvoll. Manche Übernahmen sind nicht mehr klug in der Rückbetrachtung und manch ein Unternehmen wird sich mit den neuen Finanzbedingungen neu orientieren müssen (weniger Dividende, mehr Eigenkapital). Das wird einigen Anlegern nicht schmecken, aber das ist das neue Normal.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
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