Anleger kommen sich vor wie in einer Zeitschleife. Bankenkrise, Garantien, Notübernahme und Rettungsmilliarden, das alles klingt nach einem Erlebnis, was schon mal erlebt wurde und eigentlich nicht mehr passieren sollte. Mit der Rettung der Credit Suisse Bank waren die Anleger besorgt, der DAX fiel bis in den Bereich bei 14.500 Punkten, doch keine drei Tage später sieht die Börsenwelt ganz anders aus. In der Not hilft nämlich viel Geld.
Die Überraschung ist den Marktteilnehmern deutlich anzusehen. Noch am Montagmorgen fiel der DAX ins Bodenlose um dann noch viel stärker zurückzukommen. Anzunehmen, dass so viele Käufer in die Panik hinein Aktien erwerben wollten, reicht als Erklärung nicht. Naheliegend wäre ein Abverkauf bis zum Handelsschluss gewesen, da die Verkäufer in der Überhand sein müssten, während sich Käufer zurückhalten sollten. Doch wie so häufig an der Börse sind helfende Hände nicht fern. In diesem Fall haben sich Banken mit knapp 300 Milliarden USD vollgesogen, wie sich an der Bilanzausweitung der US-Notenbank FED erkennen lässt. Damit sind 4 Monate Bilanzreduzierung in einer Woche wieder ausradiert worden. Der Erfolg solch einer Maßnahme ist eine Stabilität (im Finanzsektor), die es eigentlich nicht gibt.
DAX, Tageschart, Stand 15.272 Punkte
Stellen Sie sich vor, ganz viele Kinder würden je 5 Euro in die Hand gedrückt gekommen und dürfen alles kaufen, was sich im Süßigkeitsladen befindet. Die plötzliche Nachfrage nach Süßigkeiten wäre enorm, alles und jede Ware würde gekauft werden. So ähnlich sieht es die letzten Tage auch beim DAX aus, der 800 Punkte am Stück ansteigen konnte. Gefühlt wird jede Aktie gekauft, da Geld im Überfluss vorhanden ist, und die Hoffnung auf noch mehr billiges Geld in der Zukunft mitschwingt. Das Resultat ist die gesehene „Long-Only“ Rallye an den Börsen.
Aktuell geht es nicht um Aktienbewertungen, fundamental oder charttechnisch. Auch nicht, ob eine Aktie teuer oder günstig ist. Die Geldschwemme hebt alle Aktien. Wie sehr das Börsenumfeld von der Realität abweicht, erkennt der Beobachter an dem Fakt, dass am Wochenende eine Bank (CS) vor der Pleite stand, wäre sie nicht mit Garantien in Milliardenhöhe ausgestattet und einer anderen Bank (UBS) angedreht worden. In solch einem Umfeld sollten Skepsis und Sorge dominieren.
Zum Aktienmarkt: Die Marktteilnehmer sollten zu Wochenbeginn Erleichterung zeigen und den DAX leicht zum Anstieg bewegen, wie in der Wochenendanalyse (hier) vorgestellt wurde. Dabei schießt der Index gerade über den Zielbereich bei 15.200 Punkten hinaus. Ob dieser Ausbruch Bestand haben wird, wird sich heute Abend zeigen, wenn die US-Notenbank FED ihre Entscheidung zu den Leitzinsen verkünden wird. Aufgrund der früheren Zeitumstellung in den USA findet dieses Ereignis um 19 Uhr deutscher Zeit statt.
Anleger warten nun gespannt, welche Signale die US-Notenbank geben wird. Diese befindet sich in einem Dilemma und kann zwischen Pest und Cholera wählen. Entweder sie bremst ihren Zinsanhebungszyklus und lässt der Inflation wieder mehr Raum oder aber, sie hebt die Leitzinsen weiter an und bringt damit die Banken in Not. Sie hat es nicht leicht, doch sie alleine trägt die Schuld an der Schieflage im Bankenumfeld. Viel zu lange wurden Zinsen als Risikomesser außer Kraft gesetzt.
Aufgrund der Komplexität der Ausgangslage sollte es zu einer deutliche Reaktion der Aktienmärkte auf die Ankündigung der weiteren Geldpolitik kommen. Im Grunde kann die FED die Marktteilnehmer nur enttäuschen. Im Normalfall sollten die Börsenkurse daher am Abend und in den nächsten Tagen nachgeben. Der DAX hat dabei ein Mindestrücklaufpotenzial bis 14.826 Punkte (lila Linie). Aufgrund der Unsicherheit im Bankenumfeld sollten auch tiefere Notierungen möglich sein. Solange der DAX nicht unter die Marke bei 15.200 Punkten rutscht, kann er noch bis in den Bereich bei 15.360 Punkten ansteigen, wo ein Widerstandsbereich existiert. Unter 15.200 Punkten würde folglich das Pendel für die Verkäufer ausschlagen.
Es ist unklar, wann und in welchem Umfeld noch mehr Geld bereitgestellt wird. Der Aktienmarkt braucht eine Abkühlung (im charttechnischen Kontext eine Korrektur), doch wie die Indizes reagieren werden steht in den Sternen, da übliche Marktreaktionen außer Kraft gesetzt worden sind. Umso mehr kommt es auf die genannten Chartmarken an, die bei der Richtungsfindung hilfreich sind.
Wir verfolgen die weitere Entwicklung und veröffentlichen neue Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S: Wohin tendiert der DAX (mehr erfahren)