Immer wieder geht es an den Börsen um das Thema Handelszölle. Erst gestern startete der DAX mit einer großen Kurslücke, als Anleger in der Hoffnung auf Entspannung Wertpapiere kauften. Was auch immer geschieht, das Ziel der US-Regierung sind jedoch nicht die Einführung von Handelszöllen selbst. Daher müssen Marktteilnehmer dieses Thema, und seine Auswirkungen auf die Börsen, differenziert betrachten.
Nach einer schwachen Börsenwoche begann der DAX gestern sehr stark und konnte bis zum Tageshoch bei 23.136 Punkten ansteigen. Was war geschehen? Angeblich verlief ein Austausch von amerikanischen und chinesischen Unterhändlern positiv beim Thema Handelszölle und eine Eskalation könne womöglich vermieden werden.
Solch ein Ton, so eine Entwicklung, wird gerne an den Börsen gehört. Schnell passten sich die Marktberichte an, indem auf die Hoffnung auf Deeskalation im Zollstreit hingewiesen wurde. Die Börsenkurse stiegen. Die Freude hielt jedoch nicht lange, wie die Entwicklung des DAX im Tagesverlauf gezeigt hat. Die Kursgewinne schmolzen wieder dahin. Hoffnungen hin oder Hoffnungen her. In der aktuellen Marktsituation sind die Verkäufer schlicht in der Überzahl.
DAX, Tageschart, Stand 22.978 Punkte
Entscheidend bei der Kommunikation des US-Präsidenten Trump zum Thema Handelszölle ist die Bedeutung dieser „Waffe“. Die USA sind großer Handelspartner für viele Nationen auf der Welt. Wenn sie den Handel beschränken (wollen), dann haben die anderen Länder erst einmal einen Nachteil und den wollen sie verständlicherweise vermeiden. Wie funktionieren Handelszölle (mehr erfahren)?
Trotz aller Androhungen eine klare Linie bleibt aus und das ist Absicht. Der US-Präsident Trump verkündet zunächst Zölle gegen ein Land und kommuniziert ein Datum. Obwohl man meinen möchte, die US-Regierung hätte ihre Schritte durchdacht, kommt dann meist eine Verschiebung des Termins. Je nach Entwicklung der Gespräche werden kann manche Produkte ausgenommen oder die Höhe der Zölle verändert. Letztendlich geht es nicht um die Handelszölle an sich. Sie sind das Mittel, mit dem die USA die anderen Nationen zum Einlenken bringen möchte. Es gibt einen Grund warum Handelszölle auch als Strafzölle betitelt werden.
Mit dieser Erkenntnis wird sofort klar, warum Trump eine klare Linie vermeidet und auch den Start der Handelszölle immer wieder verschiebt. Es ist seine Waffe die Gegenseite unter Druck zu bringen. Es wäre unklug diese aus der Hand zu geben und daher sind die sogenannten „Entspannungen in den Gesprächen“ nicht wirklich wohlwollend, sondern nur eine Hinhaltetaktik, bis die Gegenseite den Forderungen der USA zustimmt.
An der Börse muss demnach jedes Signal der Entspannung als das gesehen werden, was es ist. Nur ein vorübergehender Moment. Die USA wollen keine faire Lösung für alle Beteiligten, sondern sie sind nur auf ihren eigenen Vorteil aus (America First Politik). Langfristig werden sich die anderen Nationen nicht dauerhaft den Forderungen aus Washington beugen und die USA werden deshalb immer mehr Handelszölle auf den Weg bringen, die dann auch Realität werden.
Der DAX war in den letzten Wochen in einer Sondersituation aufgrund des 1 Billion großes Finanzpakets der zukünftigen Bundesregierung. Das Thema ist mit der Billigung durch den Bundestag und dem Bundesrat durch. Nun reagiert der Index wieder vermehrt auf Konjunkturzahlen und auf die Nachrichten zu den Handelszöllen.
Der gestrige kurze Ausflug des DAX in den positiven Terrain wurde sofort verkauft. Der heutige Handelstag beginnt ebenfalls zunächst mit einer Kurslücke, aber weniger stark als gestern. Dem Index jedoch liegen Widerstände im Weg. Eine hemmende Linie notiert bei 22.960 Punkten. Die andere Widerstandslinie ist die grüne Trendlinie in der Bildmitte, jetzt bei ca. 23.000 Punkten.
Ohne einen Sprung über diese Marken zeigen die Trendpfeile des DAX nach Süden. Jeglicher Kurszuwachs ist eine Gelegenheit sich aus dem Aktienmarkt zu verabschieden. Die Auswirkungen der jetzt in Gang gebrachten Handelsbeschränkungen durch die Handelszölle werden in ein paar Monaten in den Wirtschaftsdaten abzulesen sein. Auch wenn diese Zölle nur teilweise kommen (oder verzögert), es wird Veränderungen in den Handelsbeziehungen geben. Wer vorausschauend handelt, der nimmt seine Börsengewinne rechtzeitig mit. Auf der Unterseite verfolgt der DAX die Kursziele bei 22.330 Punkten und bei entsprechendem Druck auch das nächste Ziel bei 21.800 Punkten.
Auch wenn die Marktteilnehmer sprunghaft auf jede Entwicklung bezüglich den US-Handelszöllen reagieren, diese sind nur Mittel zum Zweck. Die eigene Anlageentscheidung sollte nicht von den Ankündigungen neuer Handelszölle oder aufgrund von Entspannungssignalen getroffen werden. Da wird es noch viele Wendungen geben. Wichtiger ist, ob die Börsen überhaupt noch Potential bieten.
Wir verfolgen die weitere Entwicklung und veröffentlichen neue Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S.: Erhalten Sie DAX Trading-Signale (mehr erfahren)