Anleger mögen es unkompliziert. Steigt der DAX, dann ist ihre Welt in Ordnung. Dieses einfache Denkmuster wird medial gefördert, weil steigende Börsenkurse mit wirtschaftlicher Stärke zusammengebracht werden. Diese Schlussfolgerung ist in den meisten Fällen falsch und dennoch fühlen sich Aktionäre in ihren Positionen sicher. Dass die Börsen auf Allzeithoch notieren, ist nicht der inneren Stärke der Unternehmen geschuldet. Dennoch lassen sich die Marktteilnehmer mitreißen.
In den letzten Tagen wird vermehrt von einer starken US-Konjunktur gesprochen. Dies animiert die Anleger mehr Aktien zu kaufen. Es heißt, die US-Wirtschaft würde „Gas geben“. Solche Meldungen passen in das allgemeine Börsenumfeld, wo sich Anleger auf die Schulter klopfen und sich für ihre Aktien loben lassen. Nicht erwähnt wird, dass die Verschuldung bei Unternehmen und Staat ins Uferlose ausartet. Erst kürzlich hat die US-Administration Billionen für Konsum und Konjunktur auf den Weg gebracht. Ohne diese Geldmittel gäbe es nichts zu feiern. Diesen Umstand ignorieren die Anleger bisher.
DAX, Stundenchart, Stand 15.200 Punkte
Besonders junge und unerfahrene Anleger lassen sich derzeit von diesem Rausch einer starke Wirtschaft einfangen. Je häufiger diese Art von Nachrichten wiederholt werden, umso mehr Aktieninteressierte werden zu Käufern. Je mehr Aktien nachgefragt werden, umso höher klettern die Kurse. An der Börse spricht man von „Die Hausse nährt die Hause“ (mehr erfahren).
Doch da ist ja noch die Coronakrise. Zu glauben, dass die Lockdown Einschränkungen ohne Kratzer an der Wirtschaft vorbeigehen werden ist riskant. Derzeit schwächelt die Konjunktur in der Eurozone und bleibt hinter den Erwartungen zurück. Wenn also deutsche Unternehmen, zum Beispiel in der Automobilbranche, starke Verkaufszahlen vorweisen können, dann, weil in Asien die Nachfrage hoch ist.
Die Aura der Stärke wird mit Dividendenzahlungen untermauert. Eine Dividende ist eine Gewinnausschüttung der Aktiengesellschaft an ihre Aktionäre. Diese, und das ist das Verrückte, werden in vielen Unternehmen erhöht, während gleichzeitig die Geschäftstätigkeit schwächer wird. Ein Unding, würde man sagen, doch derzeit wollen die Unternehmen bei den Investoren glänzen und da kommt es zu solchen Eskapaden. Erst kürzlich gab es einen Aufschrei, als das DAX-Unternehmen Daimler die Dividende erhöht hat, nachdem es in der Coronakrise noch Kurzarbeitergeld in Anspruch nahm. Kein Unternehmen will schwächeln und die Dividende kürzen. Man könnte das Geld ja für schlechte Zeiten zurücklegen, doch in diese Richtung denkt kaum einer der Konzerne.
Der DAX kann das Rekordhoch zu Wochenbeginn nicht verteidigen. Es geht zögerlich abwärts. Anleger wollen lieber Gewinne laufen lassen, anstatt sie zu realisieren. Bisher halten sich die Verkäufe in Grenzen. Während die Mehrheit noch abwartet, gibt es Marktteilnehmer, die bereits handeln. Heute wurde die Unterstützungszone bei 15.210 Punkten unterschritten. Damit ist eine Schließung der Kurslücke bei 15.100 Punkten wahrscheinlich geworden.
Solange die Marke bei 15.210 Punkten nicht wieder zurückerobert werden kann, sollten sich aufgrund des überhitzten Zustandes des Marktes in Kürze Abgaben durchsetzen können. Das Kursziel im Stundenchart befindet sich bei ca. 15.000 Punkten. An dieser Stelle wird sich entscheiden, ob sich der DAX dann wieder fangen kann. Besonders interessant wäre ein Rückfall in den hellblauen Trendkanal. Derzeit sind die Markteilnehmer von dem Wunsch einer starken wirtschaftlichen Entwicklung gefesselt, die jedoch nur durch aus der Luft erschaffenes Geld (mehr erfahren) zustande kommt. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass sich diese Illusion in Luft auflösen wird.
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Ihr
start-trading Team