Der DAX stagniert im Bereich von 24.300 Punkten. Die Börsen haben ein hohes Niveau erreicht; sie notieren überwiegend in der Nähe ihrer Allzeithochs, aber es geht nicht mehr voran. Wie die Quartalszahlen zeigen, sind die Gewinne in den Trendbranchen gut, der Ausblick ist jedoch unsicher. Erste Anzeichen einer Topbildung zeigen sich. Wenn der Trend an der Börse nicht mehr fortgeführt werden kann, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Anleger Gewinne mitnehmen werden.
Den ersten Marktteilnehmern wird nun klar, was in diesem Blog schon seit geraumer Zeit berichtet wird. Jegliche Form eines „Deals“ im Handelsstreit zwischen den USA und der EU wird die europäischen Unternehmen Geld kosten.
US-Präsident Trump sieht gar nicht ein, sein Gegenüber ungeschoren davonkommen zu lassen. Bereits mit anderen Ländern abgeschlossene Deals zeigen, dass die USA ihre Produkte in das Zielland zollfrei einführen können. Die Gegenpartei muss jedoch immer einen Zollaufschlag akzeptieren, wenn sie ihre Waren weiterhin in die USA einführen will. Der finale Deal ist dann nur weniger schlimm als ursprünglich angedacht. Bezahlt werden muss trotzdem.
DAX, Tageschart, Stand 24.289 Punkte
Im Falle der EU laufen die Verhandlungen noch. Die Deadline ist nun auf den 1. August angesetzt. Für den Fall, dass keine Einigung zustande kommt, werden ab diesem Tag 30 % für alle EU-Importe in die USA fällig. Trump hat am Freitag klargestellt, dass er davon ausgehe, dass sie wahrscheinlich bei 15–20 % für den EU-Deal landen werden.
Anleger haben damit zum ersten Mal eine klare Zahl vor Augen, was ihnen der Streit um die Zölle kosten wird. Fast schon fahrlässig ist dabei die Annahme mancher Börsenteilnehmer, dass sich Trump einen solch rabiaten Schritt nicht trauen würde.
An der Börse ist der Schwung des ersten Halbjahrs dahin. Wie im obigen Chartbild zu sehen ist, fällt der DAX zwar nicht, der Index steigt aber auch nicht. Eine klassische Stagnation. Besonders der Preisbereich um 24.300 Punkten zeigt sich bisher als hartnäckiger Widerstand.
In der neuen Woche liegt daher der Fokus sogleich auf diesem Bereich, beziehungsweise etwas höher, da die Trendlinie ansteigend ist. Kann sich der DAX oberhalb von 24.330 Punkten behaupten und damit über der lila Trendlinie, dann stehen weiteren Kurssteigerungen nichts im Wege. Weiterhin agiert eine Mehrheit der Anleger in dem Glauben, dass steigende Kurse sicher sind, und verhält sich entsprechend.
Anders ist der Fall, wenn sich der Risikogedanke der Anleger in den Vordergrund drängt. Der 1. August ist schon in Sichtweite und Handelszölle scheinen zu kommen. Damit sind auf jeden Fall Kosten für die europäischen Unternehmen zu erwarten. Es wird nur die Frage sein, ob die höheren Kosten auf die Endpreise aufgeschlagen werden oder ob man auf einen Teil der Marge verzichtet (und somit auf einen Teil des Gewinns). In beiden Fällen, die Nachteile für die Unternehmen bedeuten, ist es sinnvoll, Aktiengewinne zu realisieren, bevor es zu größeren Verkäufen kommt.
Unterhalb von 24.330 Punkten sinkt der DAX bis in den Bereich um 24.125 Punkten, dann bis auf 23.900 Punkte und später auch bis auf 23.476 Punkte. Die Stagnation an der Börse ist eine Folge der Stagnation in der Wirtschaftsleistung, die bei Handelshemmnissen gebremst wird.
Zudem zeigt sich in den USA bereits wieder eine Inflation, die leicht zu steigen beginnt. Falls es schlecht läuft, müssen sich die USA mit einer Stagflation zurechtfinden (mehr erfahren), bei der die Preise klettern, aber die Wirtschaft nicht vom Fleck kommt.
Eine Unbekannte für die kommende Woche ist die Zukunft des Fed-Chefs Powell. Weiterhin will US-Präsident Trump seinen Notenbank-Chef loswerden. Es wird in einem solchen Fall auf die Reaktion des Marktes ankommen, wie mit einem solchen herben Eingriff in die Rechtstaatlichkeit umgegangen wird. Trump darf Powell nicht seines Amtes entheben, sofern dieser sich nichts Gravierendes geleistet hat.
Zunächst könnten sich die Anleger freuen, da mit einem neuen Fed-Chef (der unter der Fuchtel von Trump stehen würde) der Weg für niedrigere Leitzinsen freigemacht würde. Niedrige Zinsen bedeuten mehr Liquidität und das führt in der Regel zu steigenden Aktienkursen an den Börsen. Nach einer kurzen Denkpause würden die Nachteile jedoch überwiegen, da sich größere Kapitalgeber aus den USA zurückziehen würden. Eine US-Notenbank, die unter der Kontrolle von Trump steht, lädt nicht zu Investitionen ein. Exzessive Nutzung der Notenpresse, Inflation und eine Abwertung des US-Dollars sind in einem solchen Fall zu erwarten. Noch ist Powell im Amt, aber Trump sägt fast täglich an seinem Stuhl.
Noch ist die liquiditätsgetriebene Rallye im Gang. Seit Jahresbeginn hat der DAX 22 % zulegen können. Eine Fortsetzung in diesem Tempo ist unwahrscheinlich. Spätestens am 1. August werden Fakten geschaffen, die den Anlegern nicht schmecken werden.
Wir verfolgen die weitere Entwicklung und veröffentlichen neue Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
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