An den Börsen ändern sich die Zeiten. Galten in früheren Zeiten die Sorgen um eine kriegerische Auseinandersetzung als ein Unsicherheitsfaktor, ist das heute anders. Investoren suchen auch in der Not weiter nach Aktien, die Profite versprechen, weshalb die Indizes deutlich weniger nachgeben, als sie unter anderen Umständen eigentlich müssten. Den Anlegern geht es eben doch nur um den Gewinn. Der DAX hält sich trotz der kritischen geopolitischen Lage deshalb stabil.
An der Börse ist Geld dominierend. Es geht vor allem um Kursgewinne und um Gewinnbeteiligungen (Dividende). Investoren versprechen ihren Kunden Gewinne. Geht es den Börsen gut, dann wohl auch der Wirtschaft und im Anschluss wohl auch der Gesellschaft, so die allgemeine (viel zu einfache) Einschätzung der Marktteilnehmer. Im Allgemeinen ist das Interesse an steigenden Aktienkursen daher hoch, weshalb sich die Anleger in der aktuellen Börsenlage nicht aus der Ruhe bringen lassen wollen. Noch halten sie an ihren Wertpapieren fest.
DAX, Tageschart, Stand 12.096 Punkte
Das Schauspiel, das sich im Nahen Osten abspielt, ist wieder einmal dem Hollywood Drehbuch entsprungen. Die USA suche sich einen Bösewicht (Iran), konstruiere eine Konfrontation (Angriff auf Tanker), präsentiere sogleich den eindeutigen Schuldigen (angeblicher Videobeweis) und lasse sich durch Verbündete in ihrer Meinung unterstützen (Großbritannien und Saudi Arabien). Naheliegend, dass die USA den Bösewicht in irgendeiner Form in seine Schranken weisen wird. Ältere Generationen haben das Schauspiel schon einmal erlebt (Irakkrieg) und kennen diese Vorgehensweise schon.
Die geopolitische Auseinandersetzung hat bisher nicht zu Bremsspuren an den Börsen geführt. Weder die US-Indizes noch der DAX haben signifikant nachgegeben. Dies hat drei Gründe. Zum Einen hoffen die Anleger an der Börse immer auf Gewinne. Dieses obere Ziel in den Köpfen der Aktionäre, nämlich dass sich schon irgendwie Profite ergeben werden, lässt die Anleger noch an ihren Wertpapieren festhalten. Die Hoffnung auf ein Kursplus ist größer als die Sorge vor einem Kursverlust. Zum Zweiten fehlt den Anlegern eine attraktive Alternative. In Zeiten niedriger Zinsen wissen sie nicht wohin sie mit dem frei werden Kapital hinsollen, daher bleiben viele einfach investiert. Zum Dritten profitieren einige Branchen von einer kriegerischen Auseinandersetzung. Goldpreis und Ölpreis sind sofort angestiegen und damit auch die Aktien der Unternehmen aus den entsprechenden Branchen. Aktien von Unternehmen, die Rüstungsgüter herstellen, sind ebenfalls begehrt. Es kommt also zu einer Verschiebung der Anlagebranchen. Wer Finanztitel verkauft hat, kauft jetzt Aktien von z. B. Ölförderern. Solch ein Wechsel hält die Indizes auf dem aktuellen Niveau, weil ja die Nachfrage nach Wertpapieren weiter besteht. Linke Tasche wird verkauft, rechte Tasche wird gekauft. Das Engagement an der Börse bleibt somit gleich. Anders wäre es, wenn die Marktteilnehmer Aktien verkaufen und in Cash flüchten würden. Dann würden die Kurse sinken.
In der neuen Woche kommt es auf die Kursmarken an, die in dem obigen Chartbild eingezeichnet sind. Der DAX hat seinen direkten Aufwärtstrend (grüne Linie) verlassen und tendiert seitdem seitwärts. Die Begrenzungslinien für den Seitwärtskanal lauten auf der Oberseite 12.440 Punkte und auf der Unterseite 11.850 Punkte. Ein Ausbruch Ende Mai auf der Unterseite (hellblauer Bereich) wurde wieder rückgängig gemacht.
Der Ausblick für die neue Woche ist abhängig davon, wie sehr sich die Anleger von dem Säbelgerassel im Nahen Osten beunruhigen lassen. Im Stundenchart befindet sich der DAX in der Formation „umgekehrtes Dreieck“, was sinkende Kurse mit sich bringen müsste. Im Tageschart sollte ein Kursrückgang bis in den Bereich bei 11.850 Punkten erfolgen. Diese Variante würde an Aussagekraft gewinnen, sobald der DAX unterhalb von 11.990 Punkten rutscht. Auf der Oberseite kann der DAX sich entfalten, wenn er den Preisbereich bei 12.128 Punkten übersteigt, dann lautet das nächste Ziel 12.211 Punkte und später auch 12.440 Punkte.
Im Moment lassen die Investoren nicht von ihren Aktien. Trotz geopolitischer Risiken, trotz des sich ausweitenden Handelskrieges der USA und trotz globaler wirtschaftlicher Abkühlung, noch immer überwiegt die Hoffnung auf Gewinne. Es geht letztendlich doch nur ums Geld und das ganz besonders an der Börse.
Sobald sich klarere Signale ergeben, melden wir uns mit aktuellen Einschätzungen zum DAX. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team