Anleger haben sich viele mögliche Szenarien über die weitere Geldpolitik ausgemalt. Vornehmlich ging es dabei um eine ruhigere Gangart bei weiteren Zinserhöhungen. Diese Hoffnung hat bekanntlich beim DAX und anderen Indizes zu einer Jahresendrallye geführt. Nun folgt die Woche der Wahrheit, da mehrere große Notenbanken Zinserhöhungen verkünden werden. Ob sich die Erwartungen der Marktteilnehmer erfüllen werden, ist keinesfalls klar.
Trotz aller Kursanstiege der letzten Monate verlieren die Anleger die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus den Augen. Ein nahezu perfekter Indikator für eine bevorstehende Rezession ist eine inverse Zinsstrukturkurve. Damit wird eine höhere Rendite von kurzlaufenden Anleihen (2-jährige) im Verhältnis zu langlaufenden (10-Jährige) ausgedrückt. In der Vergangenheit führte dieser Umstand dann sehr häufig zu einer Rezession in der Wirtschaft (hier USA). Diese Entwicklung am Anleihemarkt ist ein Warnzeichen an die Marktteilnehmer, die noch immer auf eine Fortsetzung der Jahresendrallye hoffen. Ungeachtet der Gefahren, die sich gerade wieder auftürmen, kaufen sie weiter Aktien. Dabei ist zu Jahresbeginn mit einer konjunkturellen Flaute und schwachen Unternehmenszahlen zu rechnen.
DAX, Tageschart, Stand 14.370 Punkte
In der kommenden Woche wird die FED am Mittwoch Abend (20:00 Uhr) und die Europäische Zentralbank EZB am Donnerstag Nachmittag (14:15 Uhr) ihre zinspolitischen Entscheidungen verkünden. Marktteilnehmer rechnen bei beiden großen Zentralbanken mit einer Leitzinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte. Die Vorfreude der Anleger speist sich aus der Erwartungshaltung. Hatte man noch vor Wochen Sorge um Leizinserhöhungen um 0,75 Prozentpunkte gehabt, so freut man sich auf eine Verlangsamung der Zinserhöhungsschritte.
Nun stellt sich die Frage, wie die Börsen auf diese Entscheidungen reagieren werden, die ja bekanntlich noch nicht in Stein gemeißelt ist. Der DAX hat sich mit dem Kursplus am Freitag kurzfristig von seinem Verkaufsdruck lösen können. Entscheidend im Stundenchart war die Kursmarke bei 14.330 Punkten, wie in dem Artikel „DAX: Jahresendrallye wird verkauft“ beschrieben wurde. Unterhalb dieser Marke war mit Verkaufsdruck zu rechnen. Der Index konnte diese jedoch zum Handelsschluss überwinden.
Im Tageschart besteht nun Anstiegspotenzial, solange 14.330 Punkte nicht unterschritten werden, bis in den Bereich bei 14.520 Punkten. Kann auch die Widerstandslinie bei 14.520 Punkten übersprungen werden, dann lautet ein weiteres Kursziel 14.820 Punkte. Spätestens an dieser Stelle sollten sich die Käufer vollends verausgabt haben und die Verkäufer wieder übernehmen. Scheitert der DAX an der Kursmarke bei 14.520 Punkten, oder fällt der Index schon zuvor unter 14.330 Punkte zurück, dann laut sein Korrekturziel 13.900 Punkte.
Das aktuelle Marktumfeld zeigt sich losgelöst von dem fundamentalen Umfeld. Die Aktienkurse steigen u.a., weil Anleger sich Profite wünschen, während die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit diese Erwartungen nicht untermalt. Trotz vielfacher Hoffnungen auf einen Inflations-Peak sind die Teuerungsraten weiterhin sehr hoch, sodass der Spielraum für die Notenbanken gering sein sollte.
Die neue Woche wird jetzt Fakten schaffen. Nach einer Zeit, in der Hoffnungen viele Anleger zum Aktienkauf animiert haben, folgt nun der Abgleich mit der Realität. Leitzinsen werden erhöht werden und die Begleitkommentare der Notenbankchefs werden Hinweise auf ihre weitere Geldpolitik geben.
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Ihr
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