Der deutsche Aktienmarkt zeigt sich von seiner blendenden Seite. Noch zum Ende des letzten Jahres waren die Sorgen der Anleger groß und der Index notierte damals bei 10.300 Punkten. Dieses Erlebnis scheint lange her zu sein, denn jetzt steht der DAX bei 11.400 Punkten und die Welt erscheint rosig. Doch ist sie das auch? Der aktuelle Anstieg ist eine Folge einer überaus optimistischen Haltung der Anleger. Sie erwarten viel, hoffen sehr und ignorieren dabei das Risiko, welches sich im Markt befindet.
Für den Kursanstieg im aktuellen Marktumfeld gibt keine sinnvolle Argumentation. Besonders aus europäischer Sicht dreht sich derzeit alles um den Brexit. Solch eine große Unsicherheit sollte eigentlich niemanden zum Investieren einladen. Die Automobilindustrie steht vor einer großen Krise und damit einhergehend auch die Konjunktur. Und dennoch, für den Moment glauben die Anleger, sie könnten durch ihren Aktienkauf profitieren.
DAX, Tageschart, Stand 11.413 Punkte
Seit Beginn des Jahres steigen die US-Indizes außerordentlich stark. Die Anleger an der Wall Street schöpfen Mut, dass die Politik des US-Präsidenten ihnen im internationalen Wettbewerb Vorteile verschaffen könnte. Zudem hat die amerikanische Notenbank FED signalisieren lassen, dass sie überlegt, den Zinserhöhungszyklus zu bremsen. Zudem will sie den Bilanzabbau stoppen. Solch ein Sinneswandel lädt keinesfalls zu Optimismus ein, denn die Probleme in der Wirtschaft sind so schwerwiegend, dass sie einen Zinssatz auf Normalniveau nicht vertragen können.
Anleger sind bei Zinssenkungsfantasien noch von den Jahren geprägt, als Zinssenkungen Grund zum Feiern waren. Als Investoren hofften, dass billiges Geld sie ewig glücklich machen wird. Und tatsächlich, in den letzten 10 Jahren haben Aktien- und Immobilienmärkte von solch einem Schritt profitiert. Doch nun ist es anders. Jetzt ist der Patient an die übliche Dosis billigen Geldes gewöhnt, sodass er größere Maßnahmen fordern wird, bis sich eine Wirkung zeigt. Dies bedeutet, dass sich die Hoffnung der Anleger, die Zentralbank wird es schon richten, diesmal nicht erfüllen wird.
Und dann ist da noch die Möhre, die den Anlegern täglich vor die Nase gehalten wird, nämlich der Handelsstreit zwischen den USA und China. Das Thema ist schon durchgekaut und sollte niemanden mehr zu Handlungsentscheidungen verleiten. Dennoch spielen Trump und seine Berater mit der Erwartungshaltung der Anleger. Einen großen Wurf kann es in dieser Thematik nicht geben.
Aus dieser Sicht betrachtet ist der aktuelle Anstieg im DAX völlig befremdlich. In den letzten Tagen gelang der Sprung über den Widerstandsbereich bei 11.320 Punkten und das hatte eine befreiende Wirkung für die Anleger zur Folge. Diese Freude, die jetzt auch durch die Medien getragen wird, sollte nicht lange halten. Bereits die Preiszone bei 11.450 Punkten zeigt sich als Hürde.
In den kommenden Stunden ist die weitere Wegstrecke abhängig von dem Verhalten an der Kursmarke bei 11.400 Punkten. Oberhalb dieser Marke kann der DAX weiter ansteigen, doch die Widerstände sind breit gesät. Anders hingegen, wenn diese Marke wieder hergegeben wird. Dann wird sich der DAX zügig wieder der blauen Unterstützungslinie bei 11.320 Punkten nähern. Dort fällt dann die Richtungsentscheidung, wie es mit dem Index weitergehen wird.
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Ihr
start-trading Team