Der DAX kommt heftig unter die Räder, nachdem der Index kürzlich noch bei 16.200 Punkten notierte. Jahresendrallye und Weihnachtsgeschenke an der Börse waren die dominierenden Themen. Interessanterweise unterschied sich die Realität von der Börsenwelt. Manche Marktteilnehmer erkannten diese Schieflage und verkauften ihre Aktien. Nach dem Kursrückgang kommt es nun darauf an, wie die Anleger diesen Rückschlag interpretieren werden. Kaufchance oder Trendwende?
Die Stimmung an der Börse dreht. Obwohl die Mutigen noch immer zu Schnäppchenkäufen bereit sind, kann der DAX sich nicht wieder nach Norden arbeiten. Offenbar sind nicht alle Marktteilnehmer von ewig steigenden Kursen überzeugt, wie das in den Medien dargestellt wird. Zeigt sich doch immer deutlicher, dass in den letzten Jahren viele Probleme mit billigem Geld kaschiert wurden, gelöst wurden sie aber nicht.
Somit stehen viele Wirtschaften schwächer da als noch vor Corona. Staatshaushalte sind in Schieflage, weil sie sich nur mit Anleiheverkäufen zu geringen Zinsen über Wasser halten können. Verschuldung ist keine Lösung, sondern das Problem, doch so weit will man derzeit nicht blicken. Da hilft es auch nicht, dass die Aktienindizes Höchststände erreichen. An der Börse ist der Kursgewinn jedoch nur Schein (mehr erfahren).
DAX, Tageschart, Stand 15.837 Punkte
Plötzlich beschäftigen sich die Anleger wieder mit den vielen Sorgen (Zinsen, Inflation, Corona), um die sie in der letzten Zeit einen gedanklichen Bogen gemacht haben. Auffallend ist, dass die Wiederwahl des FED-Chef Jerome Powell angeblich für Unruhe gesorgt haben soll. Das ist jedoch viel zu weit hergeholt. Richtig ist, dass die US-Notenbank den Karren schon vor seiner Ernennung für eine zweite Amtszeit in den Dreck gefahren hat.
Die Lage ist ausweglos. Macht US-Notenbank FED weiter wie bisher, kauft sie also Wertpapiere in Milliardenhöhe auf, dann facht sie die Inflation weiter an. Tritt sie auf die Bremse und erhöht die Leitzinsen, dann würgt sie die Wirtschaft ab. Sie hätte viel früher handeln müssen, diesen Moment hat sie verpasst. Die EZB steht nicht besser da.
Die Anleger an den Börsen bemerken diese Notlage, die gar nicht neu ist, und verkaufen ihre Aktien. Der Grund für die neue Wahrnehmung kommt daher, dass man die Aktienrallye nicht weiter antreiben kann und es daher klug ist, Gewinne mitzunehmen. Wie zum Beispiel der Tesla Chef Elon Musk, der aus seinen Aktienverkäufen eine Wohltat für den Staat macht (zahlt Steuern) und zudem die Meinung seiner Twitter-Follower (dort wurde abgestimmt) respektiert (angeblich). Das war natürlich nur ein Schauspiel, mit dem man sich in den medienfokussierten USA auskennt. Im Drehbuch steht jedoch, dass er die Aktien sowieso verkaufen wollte. So erscheint er in einem ganz besonderen Licht.
Beim DAX waren Notierungen über 16.030 Punkten verwunderlich gewesen. Während Inflation und Corona immer drängendere Sorgen bereiteten, stieg der deutsche Leitindex auf ein neues Allzeithoch. Diese Anomalie wurde in dem Beitrag „DAX-Ausblick: Vorsicht Bullenfalle!“ analysiert. Sinkende Kurse sollten bald einsetzen und den Index wieder unter dieses Ausbruchniveau drücken. Jetzt hat die Bullenfalle zugeschnappt und der DAX notiert bei ca. 15.850 Punkten.
Unterhalb von 16.030 Punkten sollte der DAX bis an die Unterstützungslinie bei 15.800 Punkten fallen. Auch diese Prognose war zutreffend. Jetzt stellt sich die Frage, ob sich dieser Rückgang als Korrektur interpretieren lässt. In diesem Fall würden die Anleger von bald wieder steigenden Kursen ausgehen. Betrachtet man jedoch die gesamtwirtschaftliche Lage (Konjunktur schwach, ifo-Geschäftsklimaindex rückläufig) und analysiert man den DAX im großen Bild, lesen Sie auch den Artikel „DAX: Wenn die Party am schönsten ist“, dann überwiegen die Indizien für eine dauerhafte Trendwende.
Anleger sollten jetzt mit Bedacht vorgehen, Gewinne sichern und Verluste begrenzen. Die Marktlage ist deutlich überhitzt, sodass Marktteilnehmer nur einen Grund suchen, ihre Positionen zu schließen. Mit dem Blick auf den Dezember (und das Jahresende) werden neue Positionen nicht voreilig eröffnet werden, sodass neue Nachfrage nach Aktien ausbleiben sollte.
Wir verfolgen die DAX-Entwicklung und melden uns zeitnah mit aktuellen Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Wie viel wissen Sie über Inflation, Deflation, Zinsen und Geld? Unser Buchtipp! (mehr erfahren)