Gestern Abend war ein spannender Moment an der Börse. Während sich manch ein Anleger ein Fußballspiel im TV ansah, sprach auf der anderen Seite des Atlantiks der US-Notenbankchef Jerome Powell und unterstrich, dass die FED weiter gegen die Inflation kämpfen werde. Doch die Marktteilnehmer, die bereits im Vorfeld euphorisiert waren, wollte sich nicht beruhigen lassen und zündeten eine neue Rallyephase. Der DAX erreicht sein Jahreshoch und die Anleger wollen mehr.
Eine US-Leitzinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte war vom Markt erwartet worden und daher eingepreist gewesen. Es kam deshalb mehr auf die Worte an, die der FED-Chef im Anschluss verkünden würde. Und hier war die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer ausschlaggebend. Obwohl der gute Mann nicht müde wurde zu betonen, dass der Kampf gegen die Inflation nicht zu Ende sei, dass mit weiteren Zinserhöhungen gerechnet werden müsse und dass das Ziel der FED ein Inflationsniveau bei 2 % ist, die Anleger verstanden etwas ganz anders. Anleger wollten positive Signale erkennen und hörten nur, was sie hören wollten. Jedes Wort war ihnen recht, um weiter Aktien zu kaufen und die Indizes weit nach Norden zu schicken.
DAX, Tageschart, Stand 15.509 Punkte
Am heutigen Tag folgte fast die Wiederholung der Kursreaktion des Vorabends in Form der Leizinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Hier war ebenfalls die Anhebung um 0,5 Prozentpunkte erwartet worden. Und auch hier verkündete Christine Lagarde, dass die Inflation im Euroraum weiter hoch ist und man in der nächsten Sitzung noch einmal um 0,5 Prozentpunkte anheben und dann neu bewerten werde. Die Anleger waren wieder auf positive Interpretationen aus und erkannten in ihren Worten ein Ende der Leitzinsanhebungen. Sofort ging der DAX wieder auf ein Tageshoch.
Der DAX hat alle seine Widerstände aus dem Weg räumen können. Im obigen Wochenchart ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Index sein Allzeithoch bei 16.290 Punkten herausfordern wird. Es ist kaum zu glauben, dass dieses immense Tempo seit Oktober 2022 ohne Pause fortgeführt werden kann. Aber schon die letzten Wochen zeugten von einem Umfeld, bei dem am Aktienmarkt investiert werden will, egal wie teuer oder günstig die Aktien sein mögen. Marktteilnehmer sprechen von „Geld will in den Markt“.
In einem Umfeld, in der sich die Anleger über ein 40 Milliarden Aktien-Rückkaufprogramm von Meta Platforms (Facebook) freuen, in der ein weniger schlecht als erwartet schon ausreicht, um noch mehr Geld zu investieren, in der lässt sich ein Ende der Rallye kaum analysieren. Klar ist jedoch, dass das Tempo außergewöhnlich hoch ist, dass Anleger ein Ende der Zinserhöhungen fest einpreisen und dass sie die Angst vor der Inflation verloren haben. Ob das Inflationsgespenst wirklich verflogen ist, oder ob die Anleger über das Ziel hinausgeschossen sind, wird sich in der kommenden Zeit zeigen.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S: Keine Inflation und keine Rezession? (mehr erfahren)