An der Börse manifestiert sich die Euphorie. Sie ist nicht so exzessiv, sodass alle Anleger diese schnell erkennen, doch der Grundwille, dass man an der Börse nur gewinnen kann, dieser ist vorhanden. Solange dieser Glaube vorherrscht, und mangels Alternativen, drängen Käufer in den Markt und lassen DAX und Co auf neue Jahreshochs ansteigen. Sogar ein All-Time-High wäre möglich. Doch der Indexstand kaschiert die Verfassung des Marktes und die ist riskant.
Die Woche begann positiv, da sich die USA und China mal wieder kurz vor einer Unterzeichnung eines Teilabkommens befinden würden. Diese Meldung zum Thema Handelsstreit machte die Runde und sofort stiegen die Aktienkurse. Auffallend ist, dass es bei diesem endlosen Börsenthema Handelskonflikt, kurstechnisch immer zwei Schritte vor und einen Schritt zurückgeht. Letztendlich ist zwar nichts beschlossen, kein Dokument unterschrieben und trotzdem sind die Aktienkurse gestiegen.
DAX, Tageschart, Stand 13.142 Punkte
Die aktuelle Börsenlage ist wie folgt zu beschreiben: Je schlechter die wirtschaftliche Lage (mehr erfahren) wird und je größer die Mutmacher sind (Konjunktur wird sich schon erholen, in der Automobilindustrie wird die Wende schon gelingen, die Banken werden sich schon stabilisieren, die Politik wird wichtige Entscheidungen bestimmt treffen usw.), umso stärker steigen die Kurse.
Das ist verrückt, ist die Annahme vieler Beobachter. Vielerorts werden Stellen gestrichen, Filialen geschlossen und andere Kosten gesenkt, doch die Aktienkurse wollen davon nichts wissen. Ist solch eine Diskrepanz in den Börsenkursen ersichtlich, dann handelt es sich zumeist um heiße Luft. Sie steigt nach oben. Ohne erkennbaren Grund kommt es dann zu Kurssprüngen, die durch die technische Durchdringung an den Märkten (zu viele elektronische Marktteilnehmer), sofort zu einem Automatismus führen. Steigende Kurse animieren Handelscomputer trendfolgend zu kaufen, die wiederum weitere elektronische Marktteilnehmer zu der gleichen Entscheidung leiten. Fonds beeilen sich ebenfalls mitzumachen, um nicht abgehängt zu werden. Wer von den Investoren zuvor vorsichtig war, sieht eine starke Kursperformance an der Börse und möchte ebenfalls daran teilhaben. Dieser Kreislauf läuft gerade. Dadurch steigen die Kurse, ohne dass es ein Fundament dafür gibt.
Solch eine Marktphase führt zu Kurssprüngen und zu überraschenden Marktbewegungen. Die Börse verkommt zu einer Zockerei. Analysen gehen nicht mehr auf, Bewertungen nehmen abstruse Höhen an. Vorsichtige werden abgehängt, während die risikogeneigten Anleger dominieren. Für eine kurze Zeit erhalten sie auch Zuspruch, denn bekanntlich haben Kurse immer recht, so der Glaube an den Finanzmärkten. Es ändert jedoch nichts daran, dass die Unternehmen die ihnen zugedachte Bewertung in der Zukunft nicht erfüllen werden können. Kurzzeitig wird jedoch die Hoffnung der Käufer angeheizt, weil ja die Börsenkurse steigen.
Der DAX hat die nächste Widerstandslinie bei 13.166 Punkten erreicht. Naheliegenderweise sollten sich an dieser Stelle Verkäufer zeigen. Unter normalen Umständen ist solch eine Prognose ableitbar, wären da nicht die Anleger, die sich von ihrer Gier haben übermannen lassen. Solange ein Käufer immer höhere Preise bietet, so lange können Kurse klettern. Normalerweise gesteht man den Marktteilnehmern ein Urteilsvermögen zu, sodass sie bei hohen Kursen sich zurückhalten und die Kurse sich somit bewertungstechnisch normalisieren. Doch da ist eben die Sache mit der Gier, die häufig das Hirn frisst. Auch eine altbekannte Börsenweisheit.
Der DAX sollte nun, solange er unterhalb von 13.166 Punkten verbleibt, zunächst den Preisbereich bei 13.000 Punkten ansteuern und später auch 12.820 Punkte. Wir verfolgen die weitere Entwicklung und melden uns mit aktuellen Einschätzungen. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team