Am Aktienmarkt steigen die Kurse weiter. Anleger haben nach der US-Bankenkrise jetzt wieder das Thema Zinsen im Fokus. Eine Pause im laufenden Zinsanstiegszyklus ist das Mindeste, was sie sich wünschen. Manche hoffen gar auf eine Zinswende. Die Leitzinsen sollen gesenkt werden und damit der Wirtschaft und selbstverständlich auch den Aktienkursen zugute kommen. Bekanntlich handelt die Börse die Zukunft, weshalb all diese Wünsche bereits in den Kursen stecken.
Anleger wollen es in der Regel unkompliziert. Daher gilt der einfache Zusammenhang, dass steigende Zinsen schlecht und sinkende Zinsen gut für den Finanzmarkt sind. Nach Ausbruch der US-Finanzkrise 2008 (mehr erfahren) ging es mit den Zinsen viel zu lange nur abwärts und irgendwann auch auf Null. Für null Zinsen haben sich Unternehmen und Private ordentlich verschuldet. Unternehmen sind riskante Investitionen eingegangen. Private haben das Geld ausgegeben oder auf Kredit Wertpapiere und Immobilien gekauft. Dann kam die Inflation und mit ihr die Zinserhöhungen. Nun zeigen sich Risse in der Fassade, bei der sich nun Investitionen nicht mehr rechnen und Schulden zum Problem werden.
DAX, Tageschart, Stand 15.807 Punkte
Die Probleme bei den US-Regionalbanken und der Absturz der Preise bei Gewerbeimmobilien sind erste Hinweise auf die Schieflage im System. Zudem steuert die USA auf eine Rezession zu, die die Anleger bisher nicht tangiert.
Anleger versuchen die Zukunft zu handeln. Eine Schieflage im System, so ihre Hoffnung, wird die US-Notenbank FED den Weg der Zinserhöhungen nicht mehr fortsetzen lassen. Hier kommt der Zinsgipfel ins Spiel, der ein Ende der Leitzinserhöhungen vorsieht. Dann soll die Zinswende folgen, mit der die Zinsen wieder gesenkt werden. Dieser Wunsch ist der wesentliche Treiber der derzeitigen Marktphase an den Börsen.
Der DAX steigt wie von Zauberhand. In dem Artikel „DAX-Ausblick: Im Zweifel weiter aufwärts“ wurde auf dieses Verhalten der Anleger eingegangen, die sich nicht vom Aktienkauf abhalten lassen wollen. Gefühlt kann es nur rauf gehen und das führt dann zu mehr Käufern, die auf den Börsenzug aufspringen. Obwohl nicht alles rosig an den Börsen ist, wird dennoch jede Meldung positiv interpretiert.
Zum Beispiel wurden kürzlich schwache Einzelhandelsumsätze aus den USA gemeldet. Das ist eine negative Meldung aus einem Land, bei dem der Konsum die treibende Kraft der Wirtschaft ist. Sie ahnen es bestimmt, die Anleger interpretieren diesen Umstand als ein Entspannungssignal für die weitere Geldpolitik der FED. Ein schwacher Konsum nimmt den Druck von den Preisen und das wiederum bremst die Inflation, worauf die FED nicht mehr so stark an den Zinszügeln ziehen muss. Das ist zwar sehr weit in die Zukunft gedacht, aber wenn es hilft, dass die Börsenkurse steigen, dann sind die Marktteilnehmer für solche gedanklichen Kapriolen offen.
Der DAX hat weiterhin keinen Grund zu fallen und ähnelt dem Muster der letzten Wochen. Nur gesund ist das Ganze nicht. Ein Aktienmarkt, der nur steigt, der zeugt von Gier und ist in der Regel riskant. Überhitzugstendenzen sind auszumachen, die sich jedoch bisher nicht abbauen lassen wollen. Demnach gilt, solange der DAX oberhalb von 15.675 Punkten notiert, hat er die Möglichkeit, weiter in Richtung 16.000 Punkte zu steigen.
Verbleibt der DAX zu Wochenbeginn unter der kleinen roten Linie bei 15.827 Punkten, dann könnte das von den Marktteilnehmern als ein Indiz für eine Pause innerhalb der Anstiegsbewegung gedeutet werden. Die Tageskerze vom Mittwoch hemmt an dieser Stelle eine direkte Fortsetzung der Rallye. Fällt der Index dann auch unter 15.675 Punkte zurück, dann bestätigt sich die Annahme für Gewinnmitnahmen. In diesem Fall sinkt der DAX bis in den Bereich bei 15.510 Punkten. Diese Unterstützungslinie muss dann verteidigt werden. Ein Bruch aktiviert tiefere Kursziele.
Anleger machen es sich zu einfach. Sie wetten gegen die FED, die nun nicht mehr die Inflation bekämpfen, sondern lieber wieder Geld drucken (mehr erfahren) soll. Doch was immer die US-Währungshüter entscheiden, ob Zinspause, Zinswende oder Zinssenkung, alles ist schon in den Kursen eingepreist. Anleger sollten sich dessen bewusst sein, dass die Hausse alle geldpolitischen Richtungen bereits in den Kursen abgebildet hat. Es wird schwierig werden, noch mehr Fantasie zu entfachen, während die Fallhöhe stark zugenommen hat.
Wir verfolgen die weitere Entwicklung und veröffentlichen neue Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S: Jedes Geldsystem braucht Zinsen (mehr erfahren)