Am Aktienmarkt sind die Anleger nervös. Der DAX zeigt sich volatil, weil sich Anleger zwischen Gier und Angst nicht entscheiden können. Am Freitag wurden beide Varianten durchlebt, als der deutsche Aktienmarkt im Tagesverlauf stark anstieg und im Abendhandel schwer abstürzte. Es fließt kein Gas mehr aus Russland, war die Nachricht, die die Marktteilnehmer verschreckte. Die neue Handelswoche steht ganz im Fokus der Gaskrise, sowie der Leitzinserhöhung der EZB.
An den Börsen konzentrieren sich die Anleger gar nicht mehr auf die Geschäftsentwicklung der Unternehmen. Es geht, rein spekulativ orientiert, allein darum, ob es Gründe gibt, warum die Zentralbanken die Leizinsen anheben oder davon Abstand nehmen werden. Jeder Investor macht sich seinen eigenen Reim darauf. Am Freitag waren es US-Arbeitsmarktdaten, die eine Entspannung an der Zinsfront signalisierten und darauf die Kurse klettern ließen. Man muss es im Konjunktiv formulieren, denn es ist eine subjektive Einordnung der Marktteilnehmer. Diese Hoffnung reichte zumindest am Freitag aus, um diesseits und jenseits des Atlantiks die Kurse ansteigen zu lassen.
DAX, Tageschart, Stand 13.050 Punkte
Wie sehr steigende Kurse auf Sand gebaut sind, konnte man dann am Abend verfolgen. Die Ticker meldeten, dass auf absehbare Zeit, aufgrund eines Lecks, kein Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 fließen wird. All diejenigen, die im Tagesverlauf optimistisch waren, bekamen es mit der Angst zu tun und verkauften eilig ihre Aktien. Der DAX stürzte heftig ab. Die Gewinne an dem Tag wurden wieder hergegeben.
Die neue Woche steht ganz im Fokus der EZB-Leitzinsentscheidung am Donnerstag. Die Zeichen sind klar. Die Inflation ist viel zu hoch im Euroraum. Die Geldhüter haben viel zu lange gezögert. Es besteht ein Zinsrückstand (z.B. USA und zu einem normalen Zinsniveau), dies muss mit einem großen Zinsschritt aufgeholt werden. Damit stellt sich für die Aktienanleger die Frage, ob die europäischen Währungshüter den Leitzins um 0,50 oder um 0,75 Prozentpunkte erhöhen werden. Unter rationellen Aspekten geurteilt, führt kein Weg an einer Anhebung um mindestens 0,75 Prozentpunkte vorbei. Sogar ein ganzer Prozentunkt wäre unter den gegebenen Umständen (9,1 % Inflation im August 2022) angemessen, aber damit rechnet der Markt nicht.
Der DAX konnte zwar am Freitag stark ansteigen, doch betrachtet man dieses Kursplus im obigen Chartbild, dann sieht man schnell, wie klein die Aufwärtsbewegung im Verhältnis zu den vorherigen Verlusten ist. Der DAX verlor in kurzer Zeit 1.300 Punkte. Gleichzeitig sind die Anleger verunsichert, da sich ihre Hoffnungen aus dem Anstieg von Juli bis Mitte August 2022 in Luft aufgelöst haben. Sie hatten auf bessere Börsenzeiten gehofft.
Im Präsenzhandel ist der Absturz von Freitag Abend noch nicht zu erkennen. Es wird nun darauf ankommen, wo der Start in die neue Handelswoche beginnen wird. Alles unter 12.830 Punkten ist brandgefährlich und würde den Index schnell wieder unter Verkaufsdruck bringen. Übergeordnet sollte sich unterhalb der roten Linie bei 13.130 Punkten keine Entspannung am Aktienmarkt einfinden. Zu sehr sind die Sorgen vor einer Rezession vorhanden. Da helfen auch Entlastungspakete der Bundesregierung wenig, weil sie nur die Folgen für Unternehmen und Verbraucher abmildern, jedoch keine Ursachen bekämpfen. Rechnen Sie mit weiteren Entlastungspaketen, solange es keine strukturellen Veränderungen gibt (mehr erfahren).
Anleger werden in der neuen Woche mit der Gaskrise, den Rezessionssorgen und der Zinserhöhung der EZB umgehen müssen. Es ist mit einer Kapitulation der Marktteilnehmer zu rechnen, die dann entnervt ihre Aktien auf den Markt werfen werden. Der DAX verfolgt weiterhin ein offenes Kursziel bei 12.550 Punkten. Fallende Kurse lassen sich mit DAX-Signalen handeln (mehr erfahren). Nur ein Sprung über die rote Linie bei 13.130 Punkten würde für ein Ende des Verkaufsdrucks sorgen, danach sieht es derzeit nicht aus.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S: Welche Absicht hat ein Börsengang (IPO) (mehr erfahren) ?