Die Aktienmärkte sind plötzlich unter Druck geraten. Sofort nach dem Rekordhoch bei 15.810 Punkten folgte eine Verkaufswelle, die die Kurse nachgeben ließ. Lange Zeit hat eine rosa Wolke die Anleger vor externen Einflüssen geschützt. Man sah über Risiken an den Börsen hinweg, sah sein Investment vor Unsicherheiten geschützt, konnte sich in einem Niedrigzinsumfeld keine Alterative zu Aktien vorstellen. Dann kam die Flutwelle.
An der Börse wird ein unerwartetes Ereignis, welches die Aktienkurse ins Straucheln bringt, als „schwarzer Schwan“ bezeichnet. Sie geht auf den Autor Nassim Nicholas Taleb zurück und bezeichnet ein seltenes Ereignis, das die Marktteilnehmer aus diesem Grund unerwartet trifft. So ein Fall könnte für den Aktienmarkt die Flutkatastrophe sein, die über Mitteleuropa besteht. Von einem Tag auf den anderen verändert sich die Welt bzw. die Ansicht darauf. Lange haben Klimaschützer auf die Risiken des Klimawandels hingewiesen. Niemand wollte auf sie hören. Die Waldbrände in Kalifornien, die Stürme in der Karibik/Florida, Erdrutsche in Asien und jetzt Flutkatastrophe in Europa.
DAX, Tageschart, Stand 15.540 Punkte
Eine viel zu lange Zeit dominiert in unserer Gesellschaft der Wunsch nach Wachstum. Wachstum geht über alles. Diese Denkweise wird schon in der Kindheit in der Schule vermittelt und zieht sich in der Arbeitswelt durch, wo Umsatz- und Gewinnwachstum das wichtigste Ziel ist. Auch der Staat hält sich nicht zurück und lässt die Muskeln im Wettbewerb mit anderen Staaten spielen, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verkündet wird.
Mit der Flutkatastrophe kommt wieder die Frage auf, ob die alleinige Orientierung am Wachstum verändert werden sollte. Sie funktioniert ja nur durch Raubbau an den Ressourcen, sie schadet der Luft, die wir atmen und hinterlässt eine ausgelaugte Umwelt für die folgenden Generationen.
An der Börse geht es ebenfalls um das Geld und nicht um das Klima. Das war schon immer so. In den letzten Jahren haben die Börsen an Dominanz hinzugewonnen, was natürlich die Entscheidungsträger in eine stärkere Rolle gehoben hat. Gefühlt wollen jetzt alle, Unternehmenslenker und Anleger, dass mehr aus ihren Investments herausgeholt wird. Mehr Gewinn im Quartal, mehr Rendite für das eingesetzte Kapital, mehr Dividende. Solche „Erfolge“ gibt es natürlich nicht umsonst, sondern auf Kosten von Umwelt und Menschen, welche ausgebeutet werden müssen. Irgendwo muss der Gewinn ja eingespart werden.
Obwohl die Marktteilnehmer an den Börsen fest mit steigenden Notierungen gerechnet hatten, manche hofften bereits auf die 16.000 Punkte Marke, gab der DAX zum Wochenende nach. Im Stundenchart hatten sich nachgebende Kurse angekündigt, wie in der Analyse „DAX: Inflation ist doch ein Thema“ vorgestellt wurde. Anleger warteten erst einmal auf den Schreck. Der Grund kann jetzt an der Flutkatastrophe festgemacht werden, denn sie lässt die heile Welt der Aktienkäufer urplötzlich platzen.
Am obigen Chartbild ist der Kursrückgang der letzten Tage gut zu verfolgen. Der Index ist bei 15.800 Punkten klar abgeprallt. Noch hält die grüne Linie bei 15.502 Punkten, die Frage ist nur, wie lange noch. In der neuen Woche ist das Augenmerk auf diese Linie zu richten. Ein Schlusskurs auf Tagesbasis unter der Marke bei 15.502 Punkten würde für klare Verhältnisse sorgen. Die Verkäufer würden das Zepter dauerhaft übernehmen.
Sobald der DAX unter 15.460 Punkte (kleine Unterstützungsmarke) rutscht, sollte sich die laufende Verkaufswelle verschärfen. Für die Börsen negative Nachrichten sollten sich vermehren. Die Flutkatastrophe würde zu Belastungen für die Unternehmen führen, wird es dann heißen. Der Staat müsse sich aufgrund der Hilfsmaßnahmen stärker verschulden, was wiederum die Inflationstendenzen verschärfen sollte. Viele Anleger werden daher zusehen, zügig aus dem Aktienmarkt herauszukommen. Unterhalb der grünen Linie bei 15.502 Punkten lautet das nächste Kursziel für den DAX 15.090 Punkte.
An der Börse war für eine lange Zeit die Welt in rosa Farben getaucht. Kaum noch jemand hatte einen Rückschlag für die Aktienkurse für möglich gehalten. Doch dann kam die Flutwelle, die plötzlich all diese positive Grundhaltung der Marktteilnehmer infrage stellt. In diesem Ausmaß wurde sie weder von den Börsen noch von den Staaten erwartet, sie ist dennoch eingetreten und nun heißt es schnell handeln.
Wir verfolgen den DAX-Verlauf und veröffentlichen neue Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Inflation wird zum Problem. Erfahren Sie den Hintergrund (mehr erfahren)