Am Aktienmarkt überwiegt weiter die Zuversicht, wie der Kursverlauf des DAX zeigt. Zumindest wird der Schein einer heilen Börsenwelt aufrecht erhalten und das obwohl schon wieder eine US-Bank in Schieflage geraten ist. Immer wieder werden DAX, Nasdaq und Co. nach oben gezogen, sodass Anleger keinen Zweifel an der Stärke des Marktes haben sollen. Dieses Spiel funktioniert deshalb so gut, weil die Käufer einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Verkäufern haben.
Die US-Bankenkrise war nie weg und kommt an diesem Wochenende mit voller Wucht zurück. Die US-Bank First Republic befindet sich in Schieflage. Und wie das bei Banken so ist, eine Pleite ist unschön und kommt bei den Bürgern schlecht an, also wird durch die US-Administration schnell gerettet. Die First Republic Bank soll an diesem Wochenende von einer größeren Bank aufgekauft werden und damit soll sich die Lage beruhigen. Erneut wird dann kaum jemand danach fragen, warum die Bank in Schieflage geriet und warum immer wieder die Bürger für Risiken der Banken (mehr erfahren) gerade stehen müssen.
DAX, Tageschart, Stand 15.922
Der DAX war am Freitag fast schon idealtypisch auf dem Weg nach Süden, als im Bereich bei 15.700 Punkten starkes Kaufinteresse die Marktteilnehmer überraschte. Diese Wende ließ den Index daraufhin bis über 15.900 Punkte klettern. Diese Kursreaktion hat einen technischen Grund. Die Verkäufer werden aus ihren Positionen gepresst. Man nennt diesen Vorgang „Short-Squeeze“. Diejenigen, die auf fallende Kurse gesetzt haben, und das sind im Moment sehr viele, werden durch die Käufer in Notlage gebracht, weshalb sie dann von ihrem Vorhaben abrücken müssen. Der Hintergrund liegt am Aufbau der Börse (mehr erfahren).
Idealerweise ist die Börse ein Nullsummenspiel. Das Geld des einen Marktteilnehmers geht in die Hand des anderen über. Da aber die Börse kein abgeschlossener Raum ist, kommt immer wieder frisches Geld dazu. Dieses neue Geld kommt der Aktiennachfrage zugute, weshalb die Käufer im Vorteil sind. Wenn also genug Kapital die Kurse zum Anstieg bewegen kann, dann kommen diejenigen, die auf sinkende Kurse gesetzt haben in Schwierigkeiten. Diese sogenannten Shortseller haben sich zuvor Aktien geliehen und sie zu hohen Preisen verkauft, mit der Absicht diese bei niedrigeren Kursen wieder zurückzukaufen.
Diese Verkäufer (Shorties) haben einen entscheidenden Nachteil gegenüber den Käufern. Sie können mehr als ihren Einsatz verlieren und das ist riskant. Dieses Wissen haben selbstverständlich auch die Käufer und können durch steigende Kurse diese Markgruppe in Notlage bringen. Dies führt dann zu folgender Marktreaktion, die beabsichtigt ist. Kann der DAX zum Anstieg gebracht werden, dann versuchen die Verkäufer die Verluste nicht zu groß werden zu lassen und schließen ihre Positionen. Dafür werden Aktien gekauft (zuvor wurde ein geliehenes Wertpapier verkauft (-1) und durch den Kauf (+1) wird die Position glattgestellt (0)). Diese Nachfrage führt dann zu einem sich immer schneller drehenden Kreislauf, bei dem die Käufer die Verkäufer bedrängen (Shortsqueeze) und diese aus ihren Positionen flüchten. Das Ergebnis solch eines Kaufdrucks ist ein Kursverlauf wie am Freitag, bei dem der Index wie von Zauberhand um Hunderte Punkte ständig steigt.
Wie der Blick auf das obige Chartbild zeigt, befindet sich der DAX an einer wichtigen Stelle. Weiterhin geht es um die Trendlinie bei 15.900 Punkten. Da die Käufer die Verkäufer gerade zum Verzweifeln bringen, kann ein Fake-Ausbruch nach oben nicht ausgeschlossen werden. Für einen kurzen Moment wären dann Kurse von 16.000 Punkten auf der DAX-Tafel zu sehen. Da dann die Verkäufer aufgeben, könnte es daraufhin zu nachgebenden Kursen kommen. Die Käufer wähnen sich dann 100 % in Sicherheit und glauben an „nie mehr fallende Kurse“. Solch ein Moment des Extrems ist dann häufig ein Kontraindikator und die Überraschung folgt in Form von sinkenden Kursen. Zudem ist der starke Monat April zu Ende und der Monat Mai „Sell in May“ beginnt, was ebenfalls nicht für eine Fortsetzung der Rallye spricht.
Zu Monatsbeginn ist zunächst mit Kaufinteresse zu rechnen. Neues Geld fließt an die Börsen. Zudem sollte eine Rettung / Übernahme der US-Bank First Republik am Wochenende die Marktteilnehmer beruhigen. Der Widerstandsbereich bei 15.900 – 16.000 Punkten kann daher kurzzeitig überwunden werden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass diese Kurszone ohne eine Korrektur dauerhaft übersprungen wird. Daher gilt, bei einem Ausbruch nicht auf den Trend aufzuspringen, sondern auf einen Rückfall unter die obere schwarze Trendlinie zu warten. Bei Wiedereintritt wäre eine Bullenfalle offensichtlich und sinkende Kurse wahrscheinlich.
Der Aktienmarkt ignoriert gerade alles Negative wie Rezession, Inflation und Bankenkrise gleichermaßen. Dies ist jedoch technisch bedingt, weil das Herauspressen der Shortseller für steigende Notierungen sorgt. In der Regel sind in solch einem Umfeld nur weniger Aktien für den Kursanstieg verantwortlich. Der Blick auf die Indizes sieht daher positiv aus, der Anstieg ist jedoch ohne Fundament. In der Regel endet solch eine Schieflage an der Börse mit einem Knall.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S: Die Trendpfeile gilt es zu beachten (mehr erfahren)