Die Gemütlichkeit am Aktienmarkt dauert an. Der DAX zeigt sich stark. Scheinbar braucht der Anleger nur Aktien oder ETFs zu kaufen und dann steigen die Kurse wie von selbst. Irgendeinen Grund findet der Markt immer, wie z.B. die Zinssenkungsfantasie, um die Preise zum Anstieg zu animieren. Doch langsam schwinden die Kräfte. Ein letztes Allzeithoch scheint noch möglich zu sein, doch dann sollte die Rallyephase ein Ende haben.
Auch wenn die Konjunkturdaten immer trüber werden, die Anleger scheint diese Entwicklung nicht zu interessieren. In Deutschland befindet man sich chronisch an der Nulllinie, wie die letzten Quartale zeigen. Die Vorzeigeindustrie Automobil hat sich mit dem Elektroantrieb verhoben. Das ist nicht nur hierzulande so, sondern überall in der Welt ähnlich, wo sich die Durchschnittsbürger ein E-Auto nicht leisten können und die Wohlhabenden bereits eines besitzen. Die Folge sind nun Halden mit vielen Autos, für die es keine Käufer gibt. Der Gebrauchtmarkt für E-Autos ist eine Katastrophe.
DAX, Tageschart, Stand 18.704 Punkte
Es ist daher nur eine Frage der Zeit, dass sich diese Entwicklung auch in den Bilanzen der Unternehmen wiederfinden wird, ob das die Börse will oder nicht. Anleger kaufen derzeit noch Aktien von Automobilfirmen, weil diese traditionell großzügige Dividenden verteilen. Doch was wird danach kommen? Margenschwäche, Überkapazitäten und Massenentlassungen zeichnen sich bereits am Horizont ab. Einen ähnlichen Weg der Ablenkung betreiben Unternehmen aus anderen Branchen, die großzügig Aktienrückkaufprogramme auflegen. An der Auftragsschwäche ändert so eine Strategie nichts. Wie die Zahlen in der abgelaufenen Woche gezeigt haben, stagnieren die Kapazitätsauslastung (April 78,4%) und die Industrieproduktion in den USA. Es bleibt trüb, trotz neuer Allzeithochs an den Börsen.
Nicht alle Marktteilnehmer teilen die Euphorie am Aktienmarkt. Manche Insider verkaufen ihre Anteile zu guten Kursen. Große Adressen wollen auf diesem erhöhten Kursniveau nicht mehr investieren, da sie kein Potenzial sehen, dass Unternehmen noch weiter wachsen können (siehe Konjunktur). Daher steigt der DAX und die anderen Indizes mit wenig Umsätzen. Vornehmlich Privatanleger wollen noch die 19.000 Punkte Marke, manche auch gleich etwas mehr erreichen. So als wäre es ein Wettbewerb, runde Marken zu überbieten.
Wie das obige Chartbild zeigt, notiert der Index weiter über der orangene Trendlinie. Damit besteht weiter Anstiegspotenzial bis ca. 19.100 / 19.140 Punkte. Spätestens dort sollte es zu einer scharfen Umkehr kommen, die die Anleger überraschen wird. Genau wenn die Mehrheit die 20.000 Punkte Marke im Fokus hat, dann, wenn die Medien vermehrt über den Aktienmarkt berichten (womöglich zum Einstieg trommeln), sollte dem Index die Kraft ausgehen.
Für den Fall, dass der DAX zuvor zur Schwäche zeigt und die orange Linie, die derzeit bei 18.630 Punkten notiert, unterschreitet, dann entfällt die beschriebene Aufwärtsreaktion und der Index orientiert sich gleich nach Süden, da dann die Verkäufer in der Überzahl sein werden.
Die Anleger sind benebelt von den vielen Allzeithochs, den ständigen Orakeln um Zinssenkungsfantasien, sodass sie die dunklen Wolken am Konjunkturhimmel nicht wahrnehmen. Wenn dann die Rezession plötzlich vor der Tür steht, ist dann die Überraschung groß und die Aktienkurse bereits einige Stufen niedriger.
Die Allzeithochs der letzten Monate gehen zu leicht vonstatten. Noch ein letztes Mal könnte der DAX den Anlegern diese Freude gönnen, doch dann sollte in den Sommermonaten der Aktienmarkt deutlicher nachgeben und eine realistische Neubewertung des Aktienmarktes die Folge sein.
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Ihr
start-trading Team
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