Solange an der Börse die Hoffnung dominierte, da stiegen die Aktienkurse wie von Zauberhand. Jetzt wo es um harte Fakten, um Pleiten und um fehlendes Geld geht, da sieht es schon ganz anders aus. Nun müssen sich die Anleger mit wankenden Banken, mit Not-Übernahmen und Einlagensicherungsfonds beschäftigen. Der DAX hat sich all seiner zur Schau gestellten Kraft entledigt und fällt deutlich. Der Aufwärtstrend ist gebrochen. Nun gilt es, das weitere Abverkaufspotential einzuschätzen.
Manch ein Marktteilnehmer nahm an, dass die Bankenkrisen der Vergangenheit für immer vorüber seien. Dies ist ein fataler Fehler. Die Bankenwelt spielt ständig mit dem Feuer und es ist immer nur eine Frage der Zeit, wann die nächste Krise nicht mehr zu verhindern ist. Wenn jetzt die Regionalbanken in den USA in Schwierigkeiten geraten, dann nicht, weil sich der Himmel verdunkelt und plötzlich ein unerwartetes Ereignis die Pleite verursacht hat, sondern es handelt sich ein ganz normales Systemverhalten bei dem ständig weniger Geld vorhanden ist, als die Akteure ausgeben.
DAX, Tageschart, Stand 14.768 Punkte
Anleger sollten erkennen, dass in der Not sich jeder selbst der nächste ist. Woran lässt sich das erkennen? Als die Regionalbank Silicon Valley Bank in Notlage geriet, da versuchte das Unternehmen zunächst Geld am Kapitalmarkt zu erhalten. Eine Kapitalerhöhung scheiterte. Während Investoren in guten Zeiten die Hände aufhalten, wenn es Dividende zu verteilen gibt, ist es in der Not eben ganz anders. Da will niemand helfen. Also sprang der Staat wieder ein und garantierte sämtliche Einlagen der Silicon Valley Bank. Überraschenderweise wurden alle Gelder garantiert, obwohl in den USA nur 250.000 USD durch den Einlagensicherungsfonds abgesichert sind.
Da jetzt die Fassade in der Bankenwelt heruntergerissen ist, wissen alle Beteiligten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann die nächste Bank vor Schwierigkeiten stehen wird. Ganz vorne dabei ist gerade die First Republic Bank. Um keine Schieflage aufkommen zu lassen, hat die US-Administration ein Konsortium von Großbanken zusammengetrommelt und Garantien in Höhe von 30.000.000 USD zusammengekratzt. Bei der wankenden Credit Suisse war es nicht anders. Da hielt sich der saudische Großinvestor in der Not mit frischem Kapital zurück, weshalb die Schweizer Nationalbank mit ca. 54.000.000 USD (50 Mrd. Franken) zur Hilfe eilen musste.
Wenn die Not nicht groß ist, wie die Männer und Frauen im Businessoutfit ständig beteuern, warum muss dann so viel Geld aufgebracht werden um zu retten? Wieso gibt es so eklatante Lücken in der Bilanz, wenn es doch hochbezahlte Vorstände und Aufsichtsräte gibt? Sie merken schon, es kränkelt im System und daher sind all die vielen Worte, die man derzeit bemüht, kein Grund von einem Ende der Bankenkrise auszugehen. Die Reaktion des Bitcoin-Kurses (hier) und des Goldpreises (hier) zeigen ganz deutlich, was die Mehrheit davon hält.
Der Aufwärtstrend an den Börsen ist zu Ende, wie in der Analyse „DAX-Ausblick: Bankenkrise beendet Rallye“ beschrieben wurde. Damit geht es nun um Gewinnmitnahmen und um das Sichern von Kapital. In der Schweiz wird heute um eine Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS-Bank verhandelt. Die kaufende Partei will sich verständlicherweise nicht die Finger verbrennen und drängt auf mehr Garantien. Die Verhandlungen gehen weiter.
Bei einer Einigung könnte der DAX am Montagmorgen zu einer Aufwärtsreaktion ansetzen, da die Marktteilnehmer dann von Erleichterung sprechen würden. Solch eine Reaktion sollte unterhalb von 15.200 Punkten enden. Manch ein Anleger wird dann die Chance zum Verkauf nutzen, weshalb dann die Kurse wieder nachgeben sollten. Erneut würde es dann zu sinkenden Kursen kommen, da ja das strukturelle Problem nicht gelöst worden ist.
Kommt der DAX zu Wochenbeginn nicht über die Widerstandslinie bei 14.826 Punkten hinaus, vielleicht gibt es in der Schweiz auch keine Banken-Einigung, dann entfällt die zuvor beschriebene Aufwärtsreaktion und der Index setzt ohne Pause seine laufende Abwärtsbewegung fort. In diesem Fall lauten die Kursziele 14.520 Punkte und später 14.200 Punkte.
Die Börsen sind mit einem 84.000.000.000 USD Problem konfrontiert. Die schiere Größe dieser Zahl zeigt auf, wie schwer die Not im Bankensystem ist. Dabei werden diese Milliarden für nur zwei Banken aufgebracht. Nicht auszumalen, wenn mehr Banken in Schieflage geraten oder eine große Bank die Not in den Bilanzen nicht mehr kaschieren kann. Erfahren Sie, warum die Banken in Not geraten, in unserem Buchtipp „Verstehen Sie Geld?“ (hier).
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
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