Verrückt, was sich gerade an den Börsen abspielt. Da bricht die Wirtschaft aufgrund der Coronakrise zusammen, die Konjunktur schlittert in die Rezession, Millionen von Menschen werden arbeitslos und in solch einem Moment steigen die Aktienkurse mit viel Druck in ungeahnte Höhen. Der DAX gewinnt in 90 Tagen 44 % hinzu. Eine unglaubliche Performance. Je schlimmer die Lage, umso steiler steigen die Aktienkurse.
Vieles an der Börse hat sich verändert. Angeblich würden die Anleger die Unsicherheit scheuen, so die allgemeine Interpretation des Börsengeschehens. Von vorsichtigem Handeln ist derzeit jedoch gar nichts zu sehen, wie man mit Blick auf die Massenproteste in den USA annehmen könnte. Mit jedem Tag steigt der Markt schneller und höher. Der Technologieindex Nasdaq 100 hat all seine Verluste durch das Coronavirus wieder aufholen können. Unglaublich!
DAX, 15-Min-Chart, Stand 12.021 Punkte
Auch alte Börsenregeln, wie „Sell in May and go away“, haben ausgedient. Kein Anleger lässt sich von saisonalen Aspekten der Börse leiten bzw. vom Aktienkauf abbringen. Die Gier hat die Anleger übermannt. Niemand möchte zu spät kommen, wenn die Aktienkurse in ungeahnte Höhen ansteigen. Überall auf der Welt werden Konjunkturpakete geschnürt und diese werden (und sollen) die Unternehmen zu Aufträgen und Gewinnen führen. Besonders die Automobilaktien stechen hier hervor, da sie als Vorzeigeindustrie in Deutschland ein großes Kuchenstück vom Konjunkturpaket erhalten wollen. Die Investoren sind sich scheinbar sicher, dass dies auch gelingen wird.
Noch vor wenigen Tagen hatte der DAX die Widerstandsmarke bei 11.260 Punkten überwinden können. Und nun notiert er fast 800 Punkte höher. Dieses Tempo hat mit wirklichem Börsengeschehen wenig zu tun, sondern ist einer grenzenlosen Liquidität geschuldet, die nun immer mehr Anleger in ihren Bann zieht. Nicht einmal Gewinnmitnahmen, trotz enormer Kursgewinne, können sich bisher durchsetzen, da ständig neue Käufer bereitstehen.
Der Blick auf das obige Chartbild zeigt, wie es um den Index steht. Sehr kurzfristig betrachtet befindet sich ein wichtiger Widerstand bei 12.050 Punkten. Solange der Index diesen nicht aus dem Weg räumen kann, könnten sich aufgrund von Überhitzungstendenzen nachgebende Notierungen durchsetzen. Diese treffen schon bei 11.920 Punkten auf eine Unterstützungszone. Erst unterhalb dieser Marke würde sich eine größere Abwärtsbewegung mit dem Ziel bei 11.650 Punkten durchsetzen können. Nach oben hin, sobald der DAX über 12.050 Punkten notiert, kann er die weiteren Ziele bei 12.218 Punkten und auch 12.500 Punkte erreichen.
Je mehr die Zentralbanken billiges Geld erzeugen, umso mehr kommen Marktteilnehmer an das neue Kapital, welches sie zum Kauf von Wertpapieren einsetzen. Je mehr die Nachfrage ansteigt, die es unter normalen Umständen nicht geben würde, umso höher steigen die Preise der Wertpapiere. Damit steigt auch die Erwartungshaltung der Investoren. Sie sehen die Pluszeichen bei vielen Aktien und wollen ebenfalls daran verdienen. Die Orientierung an der Realwirtschaft geht verloren, es zählt jetzt allein der Kursgewinn. Die Liquiditätshausse entfaltet sich.
Im Verlauf der Woche veröffentlichen wir laufend DAX-Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Es fehlt ein Schuldfach Geld (mehr erfahren)