In der Welt der Börsen geht es vornehmlich um eine starke Konjunktur und um Wachstum. Die Wirtschaft wächst, die Unternehmen haben viel zu tun, was sich in guten Ergebnissen niederschlägt und davon profitieren die Anleger, indem sie Dividende erhalten. In guten Zeiten passt diese Schlussfolgerung auch. Marktteilnehmer gewöhnen sich jedoch an diesen Kreislauf und erwarten mehr Wachstum und noch mehr Profite. Doch wie sieht die Lage aus, wenn sich die Konjunktur abkühlt?
Gestern wurden Konjunkturdaten aus der deutschen Maschinenbauindustrie gemeldet. Diese sind trüb ausgefallen. Im Juni gingen die Aufträge um 31 % zum Vorjahr zurück. Dabei wurde sowohl aus dem Ausland (- 28 %) als auch aus dem Inland (-12 %) weniger bestellt. Im Rahmen der Coronakrise ist eine Zurückhaltung der Unternehmen naheliegend. Anleger sollten diesen Zahlen dennoch Beachtung schenken, da die Maschinenbauindustrie eine Vorreiterrolle besitzt. Wenn sie schwächelt, dann nahen dunkle Wolken.
DAX, Stundenchart, Stand 12.656 Punkte
In einer Wirtschaft in der viel produziert wird, braucht es ständig neue Maschinen. Diese können neue Geräte für neue Fabriken sein. Kaputte Maschinen müssen ersetzt werden oder im Rahmen des Fortschritts können alte Maschinen gegen moderne und effektivere Geräte getauscht werden. Was passiert jedoch, wenn diese Nachfrage ausbleibt?
Wenn die Nachfrage nach Maschinen aus dieser Industrie zurückgeht, dann, weil die herstellenden Unternehmen selbst weniger zu tun haben. Dies ist die Folge von sinkenden Bestellungen aus dem Handel, der wiederum selbst unter dem Nachfragerückgang der Verbraucher leidet. So funktioniert Wirtschaft (mehr erfahren).
Zu Beginn dieses Artikels hieß es, dass die Börsen auf konjunkturelle Entwicklungen achten. Nicht kurzfristig, da überwiegt die Spekulation, doch mittel- und langfristig müssen Unternehmen Umsätze generieren und Gewinne erwirtschaften, denn nur dann bleibt den Anlegern auch etwas übrig, was sich als Gewinnbeteiligung verteilen lässt. Es gibt auch den Fall, bei dem Aktienkäufer nur ein Auge auf den Kursgewinn haben, also Wertpapiere günstig einkaufen – teuer verkaufen, ohne auf die fundamentalen Lage zu achten. Im großen Ganzen braucht die Börse jedoch eine laufende Wirtschaft und da sieht es trüb aus.
Anleger versuchen sich derzeit selbst zu beruhigen, indem sie sich erfreut darüber zeigen, dass Quartalszahlen weniger schlecht als befürchtet ausfallen. Dass die Ergebnisse dennoch eine Schrumpfung ausweisen, das wird ignoriert. Achten Sie besonders auf die sich häufenden Unternehmen, die keinen Ausblick veröffentlichen. Dies ist ein starkes Indiz dafür, wie unkalkulierbar die aktuelle wirtschaftliche Lage ist.
Der DAX visualisiert die Zuversicht der Markteilnehmer, indem er über den Widerstandsbereich bei 12.510 Punkten (grüne Linie) ansteigen kann. Damit befindet sich der Index im Niemandsland. Dem Druck direkt sinkender Kurse konnte sich der Index widersetzen. Doch schon im Bereich bei 12.680 Punkten klemmt der Anstieg, da sich dort dem Index eine fallende Trendlinie in den Weg stellt. Den gesamten gestrigen Tag rutschte der DAX an dieser Linie langsam herunter, was sich für zwei Tradingsignale nutzen ließ (mehr erfahren).
Solange der Index unterhalb von 12.680 Punkten verbleibt, sollte es in Kürze zu einem Test des Preisbereiches bei 12.510 Punkten kommen. Diese muss sich dann als Unterstützungszone beweisen. Die gelb markierte Stelle ist von größerer Bedeutung, da sie Ausdruck über das Kräfteverhältnis im Markt geben wird. Kann diese Unterstützungszone verteidigt werden, dann sollte ein erneuter Ausbruchsversuch über die angesprochene fallende Linie erfolgen.
Fällt der DAX wieder unter die grüne Linie bei 12.510 Punkte, dann sollte Unruhe im Markt aufkommen. Dann wird sich der Ausbruch zu Wochenbeginn als nicht nachhaltig erweisen und Anleger sollten vermehrt ihre Aktien verkaufen, was zu einem weiteren Absinken des Index führen sollte. Solange der DAX unterhalb von 12.510 Punkten verbleibt, ist wieder das Kursziel bei 11.950 Punkten aktiviert.
Anleger sollten in den vielen kleinen Tagesbewegungen das große Bild nicht aus den Augen verlieren. Die Konjunktur kühlt ab und das zeigt sich in vielen Puzzleteilen, wie zum Beispiel beim Nachfragerückgang in der Maschinenbauindustrie.
Im Verlauf der Woche veröffentlichen wir neue DAX-Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Zentralbanken lösen keine Krisen (mehr erfahren)?