Eine Börsenblase bläst sich solange auf, bis sie eines Tages platzt. Besonders die Phase, in der die Kritiker am lautesten protestieren, führt zu besonders starken Kursgewinnen. Angelockt durch das stetige Kursplus stürmen die Käufer die Aktienmärkte. An den US-Börsen ist solch ein Verlauf bilderbuchhaft zu verfolgen. Wenn dann ein Kursanstieg immer steiler wird, dann ist das Ende solch einer euphorischen Entwicklung nicht weit. Warum? Weil höher als ein senkrechter Strich kann eine Chartlinie nicht werden.
Im aktuellen Börsenumfeld haben wir eine bizarre Situation. Obwohl Land und Leute von der Coronapandemie geplagt sind, steigen die Aktienkurse ungewöhnlich stark an. Manch einer spricht von Kaufgelegenheiten, andere von wenig Alternativen. Sicher ist die grenzenlose Liquiditätsflut der Zentralbanken ein weiterer Grund für die ungestüme Nachfrage nach Aktien. Solch eine starke Rallye finden bei den US-Indizes statt. Besonders die großen Technologiekonzerne (mehr erfahren) ziehen den Karren, danach kommt lange Zeit nichts, aber das stört die Anleger nicht.
DAX, Tageschart, Stand 12.674 Punkte
In Deutschland passt die Entwicklung der Realwirtschaft nicht mit der Entwicklung der Börsenkurse überein. Besonders in den letzten Tagen nimmt die Sorge vor einem erneuten Lockdown, und damit einer Pleitewelle, wieder zu. Schulen schlittern planlos einem Beginn nach den Sommerferien entgegen. Urlauber kommen mit einem unguten Gefühl zurück. Ob es zu einer zweiten Welle kommen wird, dass weiß niemand, aber die Unsicherheit sollte die Marktteilnehmer belasten.
Der DAX hat seinen Aufwärtstrend bereits Ende Juli verlassen. Der Bruch der lila Linie ist gut im obigen Chartbild zu erkennen. Danach begann eine nervenzerrende Seitwärtsphase. Häufig wollen Anleger nicht sofort den Rückzuck aus dem Aktienmarkt antreten, weil sie eben doch noch auf eine Fortsetzung der vorherigen Aufwärtsbewegung hoffen. Verkäufer wollen nicht so recht und die Käufer können nicht mehr bewirken. Also folgt ein Stillstand.
Eine stützende Wirkung kommt dabei aus den USA, wo die Aktienkurse kein Halten kennen. Man kann niemanden vom Aktienkauf abhalten, solange er den Preis für eine Aktie bezahlt. Und wie das oft bei Übertreibungsphasen der Fall ist, mit sachlichen Argumenten ist nichts zu bewirken. An der Börse liegt der Reiz im Vergleich mit den anderen Marktteilnehmern. Wenn andere Personen Wertpapiere erworben und damit Gewinne erzielt haben, dann wollen das die Nachbarn, die Arbeitskollegen auch. Und je häufiger das bei den anderen funktioniert hat, umso mehr steigt das Interesse (der Neulinge) an den Aktienmärkten.
Für einen Moment scheint eine Mehrheit das Gefühl zu überkommen, jeder könne an der Börse reich werden. Alle kaufen dann Aktien und feuern die Rallye an. Je stärker der Drang an die Börsen, je höher die Nachfrage, umso stärker steigen die Kurse, bis die Chartlinien anfangen nicht mehr nur noch hoch zu steigen, sondern wie eine Stange zu einem senkrechten Strich werden (Beispiel Nasdaq). Mehr als ein Strich ist dann nicht mehr drin, was die Schlussfolgerung nahelegt, dass die Börsenblase bald platzen könnte.
Der DAX macht diese Verrücktheit der US-Börsen nicht mehr vollständig mit und tendiert die letzten Wochen zur Schwäche. Als entscheidend hatte sich der Bereich bei 12.510 Punkten herausgestellt, welcher getestet werden sollte. Dieser Test ist zunächst erfolgreich verlaufen, sodass der Index wieder nach Norden tendiert. An der aktuellen Seitwärtsphase wird dies nicht viel verändern. Nach oben dient der Preisbereich bei 12.930 Punkten als Widerstand. Unterstützt wird der DAX bei 12.510 Punkten. Erst ein Ausbruch über oder unter diese Linien wird eine klarere Richtung vorgeben.
Viele Marktteilnehmer haben bereits erkannt, dass der Anstieg der US-Indizes aufgrund einiger weniger Aktien zustande kommt. Man spricht von fehlender Marktbreite. Es ist nicht eine Frage ob die Börsenblase platzen wird, sondern wann. Im Verlauf der Woche veröffentlichen wir neue DAX-Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Die Börse ist trickreich. Behalten Sie den Durchblick )mehr erfahren)