Der Glaube kann bekanntlich Berge versetzen. Eine ähnliche Kraft entfacht er auch an der Börse, wenn sich die Mehrheit der Marktteilnehmer eine positive Börsenzukunft wünscht. Anleger kaufen daraufhin Aktien und erhöhen damit die Nachfrage nach Wertpapieren. Das lässt die Preise steigen, was wiederum neues Interesse auslöst. Es kommt zu einer Selbsterfüllenden Prophezeiung. Auch der DAX steigt in diesem Sog, doch es gibt ein Risiko.
Marktbeobachter blicken mit etwas Skepsis auf die DAX-Tafel. Noch vor einer kurzen Zeit notierte der Index bei 12.390 Punkten und nun macht sich der Index auf, den Preisbereich bei 13.800 Punkten zu überwinden. Nanu, so der erste Gedanke der Investoren. Ist der Krieg in der Ukraine vorüber, ist der Peak in der Inflationsentwicklung bereits erreicht worden und werden die Zentralbanken keine Leizinsen mehr erhöhen?
DAX, Tageschart, Stand 13,795 Punkte
All die zuvor genannten Fragen müssen verneint werden. Keines der Problemfelder für die Börsenlandschaft hat sich gebessert. Aber an der Börse geht es selten um die Fakten selbst, sondern noch viel mehr um Hoffnungen. Niemand will die ihm sich bietende Chance, nämlich günstige Einstiegskurse, verpassen. Niemand will zu spät kommen, wenn die Kurse wieder steigen. Der Macht steigender Notierungen kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Erste Kursgewinne lassen das Bild der Börse in einem bessern Licht erscheinen. Es sind offenbar wieder Profite möglich, was wiederum weitere Marktteilnehmer Aktien kaufen lässt, und das wiederum, lässt Kurse und Indizes steigen.
Die derzeitige Anstiegsbewegung wird wesentlich von dem Wunsch getragen, dass die Börsenzukunft positiv sein wird (es handelt sich um Hoffnungen). Doch die Fakten sprechen dagegen. Die Zeiten sind anders als vor ein paar Jahren und darin liegt der Fehler der Anleger. Die Welt-Wirtschaft steuert auf eine Rezession hin (mehr erfahren). Die hohen Preise für Gas und Strom senken die Margen der Unternehmen, weil die Herstellungskosten zunehmen. Die Erzeugerpreise legen zu und lassen auch in anderen Bereichen das Preisniveau ansteigen. Dadurch bleibt das Thema Inflation weiter dominant, auch wenn es nach Monaten des Anstiegs endlich mal einen kleinen Rückgang zu verzeichnen gibt. Für den Beginn einer neuen Börsenrallye ist das zu wenig.
Der Blick auf das obige Chartbild zeigt, dass der DAX seinen Zielbereich bei 13.800 Punkten erreicht hat. Jetzt kommt es auf die Reaktion an dieser wichtigen Kursmarke an. Im Idealfall sollte der Index an dieser Stelle abprallen, die Korrekturbewegung sollte enden, und nachgebende Notierungen sollten einsetzen. Der Kursverlauf am Freitag irritiert jedoch, da der deutsche Leitindex keine Anstalten für eine Umkehr erkennen lässt.
Trotz der zunehmend besseren Laune am Aktienmarkt: das Tempo des Anstieges ist zu schnell, was auf gierige Anleger hinweist, anstelle von wohlüberlegten Investitionen. Anleger sollten ebenfalls beachten, dass der DAX seit seinem Tief Anfang Juli bei 12.390 Punkten nun sämtliche fünf Handelswochen im Plus geschlossen hat. Der Markt ist heiß gelaufen, was auch die Vehemenz der Käufer am Freitag erklären würde.
In der neuen Woche sollte der Index zu Wochenbeginn versuchen, seinen Schwung vom Freitag mitzunehmen. Anleger, die am Wochenende dem Druck erliegen, dass die Börsenrallye ohne sie verläuft, werden am Montag Wertpapiere kaufen wollen. Dieser kurzzeitige Erfolg kann den Index daraufhin bis in den Bereich bei 13.860 / 13.900 Punkte ansteigen lassen. Doch hier liegt auch schon die Gefahr. Dieser Ausbruch über die 13.800 Marke sollte nicht von Dauer sein und sollte dann schnell wieder abverkauft werden. In dem Moment, in dem die Marktteilnehmer annehmen, der Aktienmarkt würde davoneilen, genau dann sollte eine überraschende Wende erfolgen. Sobald der Index wieder unter 13.800 Punkte gerutscht ist, sollten die Verkäufer übernehmen und den DAX nach Süden schicken.
Sollte im ungewöhnlichen Fall, an der Börse sollte das Überraschende nie ausgeschlossen werden, der Index nicht wieder zurückfallen, dann geht es mit der Sogwirkung der selbsterfüllenden Prophezeiung weiter, trotz Kritik am Anstieg und trotz eines überkauften Marktes. Oberhalb von 13.800 Punkten besteht Luft bis in den Bereich bei 14.500 Punkten.
Obwohl die Stimmung an der Börse zunehmend positiv wird, sollten Anleger das derzeitige Börsenumfeld nicht aus den Augen verlieren. Die jetzt laufende Erholungs- bzw. Bärenmarktrallye ist auch ein Resultat davon, dass alles Schlechte in den Kursen eingepreist war. Nach einer Übertreibung auf der negativen Seite kam es zu einer deutlichen Gegenbewegung. Doch nun wollen die Anleger mehr. Sie haben die Angst vor dem Aktienmarkt abgelegt und kaufen wie verrückt Wertpapiere. Sie glauben an eine zukünftige positive Börsenentwicklung. Das führt nun zu einer Übertreibung auf der positiven Seite. So wie im negativen Fall auch, sollte eine Übertreibung jetzt nicht von Dauer sein.
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Ihr
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