Es war einmal ein Aktienmarkt, der strotze nur so vor Stärke. Indizes stiegen auf Allzeithochs und animierten immer mehr Marktteilnehmer Aktien zu erwerben. Euphorie machte sich breit, Unbekümmertheit dominierte und Risiken wurden ausgeblendet. Diese Phase fand sich Anfang 2020 an der Börse und dann fielen die Kurse ins Bodenlose. Gerade jetzt wiederholt sich dieser Übermut der Anleger.
Die Teilnehmer an den Börsen quittieren schlechte Konjunkturdaten mit steigenden Kursen. Das lässt sich dann mit Untertiteln lesen, dass die Zahlen weniger schlimm als erwartet seien. Dabei ist der erste Schlag, den die Wirtschaft verdauen musste, meist nicht der Schmerzhafteste. Die wirklichen Einbrüche kommen meist in der zweiten Runde, wenn die Millionen von Arbeitslosen nicht mehr konsumieren und damit die Wirtschaft auf den Beinen halten werden. Wenn Banken notleidende Kredite abschreiben müssen und dadurch selbst in Schwierigkeiten kommen. Von all diesen Risiken wollen die heutigen Aktienkäufer nichts wissen. Anfang des Jahres war solch ein Verhalten bereits anzutreffen.
DAX, Tageschart, Stand 10.904 Punkte
Die Investoren weltweit geben sich wieder einer Unbekümmertheit hin, die brandgefährlich an der Börse ist. Sicher, niemand lässt sich aufhalten, wenn er Wertpapiere erwerben will. Solange er den Preis bezahlt, und solange das eine Mehrheit so macht, solange steigen die Kurse.
Der DAX zeigt sich deutlich stärker, als das für den derzeitigen Marktzustand anzunehmen wäre. Fast schon trotzig reagieren die Marktteilnehmer auf verheerende Konjunkturzahlen. Je schlechter, umso vehementer wird sich an die Hoffnung geklammert, Staaten und Zentralbanken werden den Karren schon irgendwie aus dem Dreck ziehen.
Das obige Chartbild wurde bereinigt, sodass nur noch wenige und entscheidende Linien ersichtlich sind. Weiterhin ist der Preisbereich bei 10.780 Punkten (zuvor 10.800) von Bedeutung (blaue Linie). Erst wenn diese unterschritten wird, können sich dauerhaft sinkende Kurse durchsetzen, da sich dann die Käufer aus dem Markt zurückziehen würden. Oberhalb dieser Linie befindet sich der DAX in einer Flaggenformation (hellblauer Kanal), der auf die sinkenden Notierungen folgt, nachdem der Index die Marke bei 11.235 Punkten erreichte.
Gleich zu Wochenbeginn kommt es auf den kleinen Trendkanal an, den die Flagge visualisiert. Gelingt es dem Index hier nach oben auszubrechen, dann lautet sein Ziel 11.235 / 11.260 Punkte. Bleibt der DAX unterhalb von ca. 11.930 Punkten, dann sollten sich sinkende Kurse durchsetzen. Wieder käme es dann zu einer Richtungsfindung an der horizontalen Linie bei 10.780 Punkten.
Ein Unterschreiten würde den Verkäufern in die Hände spielen. Zunächst lautet das Kursziel für diese Abwärtsbewegung ca. 10.660 Punkte (unterhalb Trendkanal Flagge). Da in diesem sinkenden Szenario die Unterstützungslinie bei 10.780 Punkten aufgegeben sein würde, sollte die Flaggenformation aufgelöst werden und der DAX zunächst auf 10.450 und später auf 10.100 Punkte sinken.
Ein scharfer Einbruch ist in der aktuellen Marktlage für die überwiegende Mehrheit der Marktteilnehmer fast schon undenkbar geworden. Was könnte die Anleger noch überraschen, da die wirtschaftlichen Zahlen ja bereits desaströs sind. Diese Unbekümmertheit könnte den Investoren zum Verhängnis werden, denn an der Börse ist das Ausblenden von Risiken eine extrem gefährliche Sache.
Im Verlauf der Woche veröffentlichen wir laufend DAX-Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
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