An den Börsen ist die Zuversicht auf Zinssenkungen weiter ungebrochen. Nachdem wie gewohnt vor den Zahlen für etwas Spannung gesorgt wurde, folgte gestern die Entspannung in Form von besser als erwarteten US-Inflationszahlen. Die Börsenkurse legten zu. Gleichzeitig blicken die Marktteilnehmer auf das Treffen von Trump und Putin in Alaska. In den Köpfen der Anleger wird alles positiv interpretiert, und das ist riskant.
Anleger verfolgen weiter die Seitwärtsbewegung an den Börsen. Ohne größere Sprünge geht es auf- und abwärts, ohne dass sich ein größerer Trend etablieren kann. Also wird für etwas gekünstelte Spannung gesorgt, so wie am gestrigen Tag. US-Inflationszahlen wurden erwartet, und nach allgemeiner Auffassung sollten sie höher als erwartet ausfallen. Sie entsprachen jedoch den Erwartungen (Juli 2025 bei 2,7%), und das freute die Anleger, die sich sogleich Hoffnungen auf Zinssenkungen in den USA machten.
DAX, Stundenchart, Stand 24.221 Punkte
An dieser Stelle zeigt sich bereits die Euphorie an den Aktienmärkten. Alles wird positiv interpretiert, egal wie die Tatsachen sind, denn die viel beachtete Kennzahl ist der zweite Wert, der gestern verkündet wurde, nämlich die Kern-Inflation (ausgenommen Nahrungsmittel und Energie), und die wurde mit 3,1% angegeben. Zu hoch eigentlich.
Trotzdem feierten die Anleger. Sie picken sich die beste Nachricht heraus (Inflation ist ja moderat), die zu ihren Erwartungen passt, und erhoffen sich Zinssenkungen in den kommenden Monaten. Die Kurse steigen. Die Verworrenheit ist offensichtlich. Solange es jedoch Käufer gibt und solange die Aktienkurse steigen, ist die Börsenwelt in Ordnung.
In der allgemeinen Annahme führen Zinssenkungen zu mehr Liquidität, und das neue Geld soll dann bei den Börsen landen. Das ist zumindest die Erwartung der Börsenteilnehmer. Doch wenn die Menschen ihren Job verloren haben oder die Gefahr darauf besteht, dann werden sie sich keine Kredite geben lassen. Der Konsum fällt dann schwach aus.
Dies gilt ebenfalls für Unternehmen. Diese können niedrige Zinsen nutzen, aber auch ausschlagen. Denn kein Unternehmen investiert, wenn es keine Chance sieht, seine Produkte zu verkaufen (wenn das wirtschaftliche Umfeld schlecht ist). Dann bringen die niedrigen Zinsen nichts, und der Liquiditätszuwachs fällt geringer aus. Investitionen werden zurückgehalten. Erfahren Sie mehr über dieses Zusammenspiel bei Geld (mehr erfahren).
Ein ähnliches Bild findet sich für das am Freitag anberaumte Treffen von US-Präsident Trump und Russlands Präsident Putin. Die Erwartungen sind positiv, obwohl ein Frieden nach allgemeiner Auffassung schwer zu erzielen ist. Auch hier reagieren die Marktteilnehmer euphorisch. Dabei stiegen die Börsenkurse in den letzten Jahren gerade wegen des Krieges. Milliarden über Milliarden wurden in die Rüstung gesteckt, die Rüstungsfirmen haben auf Jahre hin volle Auftragsbücher. In diesem Fall müsste ein Frieden für die Börsen mit Kursrückgängen einhergehen. Aber davon wollen die Anleger nichts wissen. Wenn es Krieg gibt, steigen die Kurse, und wenn Frieden ist, dann offenbar auch (zumindest in den heutigen Köpfen der Anleger).
Der DAX bewegt sich weiter seitwärts auf hohem Niveau. Im Tageschart (hier) ist der Seitwärtskanal gut zu erkennen. Im obigen Chartbild ist der Stundenchart abgebildet. Auch hier zeigt sich das Hin und Her über die letzten Wochen. Trotz deutlicher Kursgewinne und -verluste tritt der Index auf der Stelle.
Die Begrenzungslinien sind im Chartbild ersichtlich. Im Stundenchart würde ein Anstieg über 24.400 Punkte für steigende Kurse sprechen. Ein Rückfall unter 23.800 Punkte spricht für sinkende Notierungen. Dazwischen passiert nicht viel. Bezeichnend ist auch der heutige Handelstag, an dem der DAX kurz nach der Eröffnung bei 24.212 Punkten notierte und am Nachmittag eine Stunde vor Handelsschluss noch immer an dieser Marke klebt.
So ganz scheint nicht jeder an der Börse über die Zukunftsaussichten erfreut zu sein: Die Käufer halten sich zurück. Aber überzeugte Verkäufer gibt es auch keine, obwohl mit Handelshemmnissen (Zölle) Kosten auf die Unternehmen zukommen werden und der internationale Handel abnehmen wird.
Weiterhin gilt an der Börse: Im Zweifel fällt die Entscheidung der Anleger für steigende Kurse. Die Erwartungen sind extrem positiv, und ob diese sich erfüllen werden, steht wohl in den Sternen. Für den Moment bleibt eine Richtungsentscheidung abzuwarten und das Marktrisiko nicht aus den Augen zu verlieren.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
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