Zwei schwache Tageskerzen lassen die Anleger zunächst nicht aus der Ruhe geraten. Der DAX notiert weiterhin über dem Ausbruchslevel bei 16.030 Punkten. Doch die Nähe zu dieser wichtigen Marke macht die Ausgangslage am deutschen Aktienmarkt brisant. Die Coronakrise ist zurück und damit auch all die Risiken, die sich wieder in den Vordergrund drängen. Bisher zeigen sich die Marktteilnehmer immun gegen fallende Kurse. Doch diese Fassade der Sicherheit ist brüchig.
Die Coronakrise ist zurück. In Österreich beginnt am Montag wieder ein Lockdown und in Deutschland werden Einschränkungen auf Länderebene eingeführt. Dabei will man besonders hierzulange einen generellen Lockdown vermeiden, um ja kein Trübsal aufkommen zu lassen. Dass diese Zurückhaltung in der Bekämpfung des Virus bisher ein Fehler war, will man sich auf politischer Ebene nicht eingestehen. Die Inzidenzwerte sprechen jedoch eine klare Sprache. Es geht steil bergauf, die Intensivstationen laufen voll und nun braucht es ein starkes Signal, um den Verlauf der vierten Welle zu stoppen. An der Börse hat man in den letzten Wochen dieses Risiko mit Absicht ignoriert.
DAX, Tageschart, Stand 16.159 Punkte
Die im vorherigen Absatz formulierte Ignoranz findet sich auch in der Aufnahme von Inflationsdaten wieder. Wohin man sieht, überall stiegt das Preisniveau. Erst am Freitag wurden für Deutschland Erzeugerpreise gemeldet (18,4 %), die sich als stärkster Zuwachs seit November 1951 herausstellten. Man muss schon weit zurückblicken, um solch heftige Preissteigerungen zu finden. Naheliegend, dass wenn die Preise bei den Herstellern zunehmen, dass dann in der Folge auch die Verbraucherpreise zulegen werden. Es ist nur eine Frage der Zeit. Diese Entwicklung ist ein Warnsignal an die Anleger, die Politik und vor allem an die Europäische Zentralbank (EZB). Doch die EZB weigert sich weiterhin, die offensichtliche Inflation zuzugeben, weil sie sie nämlich zu verantworten hat. Und die Anleger? Die lassen sich von den Höchstkursen beim DAX zu mehr Risiko verleiten, anstatt vorsichtiger zu werden.
Die wichtige Frage in der kommenden Woche wird sein, ob sich die Marktteilnehmer von der Inflations- und besonders von der Coronaentwicklung beeinträchtigen lassen. Obwohl die Aussichten in der realen Welt trüb sind, darf nicht vergessen werden, dass in der Börsenwelt die Anleger feiern können, ohne dass sie jemand aufhalten kann. Lesen Sie auch den Artikel „DAX: Wenn die Party am schönsten ist“. Solange es Geld gibt und so lange Käufer Aktien nachfragen, solange können Indizes weiter steigen. Es gibt also keinen direkten Zusammenhang. Erst wenn die Verkäufer das Zepter übernehmen, die Kurse drücken und dann die Stimmung umschlägt, dann wachen Anleger auf.
Der DAX zeigt sich im oberen Chartbild außer Rand und Band. Der Anstieg seit dem Korrekturtief Anfang Oktober verläuft extrem impulsiv. Er wird einer Blow off Phase zugeordnet, in der die Angst des Zuspätkommens die Handlungen der Marktteilnehmer dominiert. In solch einem Moment achtet niemand mehr auf Preise und Bewertungen, sondern es wird alles gekauft, auch wenn es zu diesen überhöhten Kursen keinen Sinn macht, wie sich in der Zukunft herausstellen wird.
In der neuen Woche geht es sogleich um einen Richtungsentscheid. Unterhalb von 16.171 Punkten werden die Verkäufer ihre Chance nutzen wollen. Es wird dann zu einem Test der wichtigen Ausbruchslinie bei 16.030 Punkten kommen. Sie ist auschlaggebend, ob die Käufer in eine Bullenfalle gelockt wurden. Fällt der DAX unter diese Marke zurück, der Schlusskurs ist ausschlaggebend, dann werden sich viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt sehen. Plötzlich werden die Risiken im Markt, die bis vor kurzem ignoriert wurden, doch sichtbar, und mehr Marktteilnehmer verkaufen ihre Aktien, um Gewinne zu realisieren und ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Der DAX hat in einem solchen Fall ein erstes Kursziel bei 15.800 Punkten. Fällt der Index auch unter diese Marke, dann lautet das zweite Kursziel nach der Bullenfalle 15.502 Punkte.
Für ein paar Wochen konnte sich die Börsenentwicklung von der Entwicklung im realen Leben abkoppeln. Die Kurse schienen unkaputtbar und jede Nachricht wurde als Kaufgrund interpretiert. Diese Phase neigt sich ihrem Ende zu.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
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