Signale

Der DAX konnte gestern deutlich ansteigen. Heute sieht das Bild nach schwachem Start ähnlich aus. Der Index drängt nach oben. Überrascht blicken die Marktteilnehmer auf die Kurstafel. Wieso steigen die Kurse jetzt plötzlich, obwohl sich die Ausgangslage nicht verändert hat. Und wieso wollen Anleger wieder Aktien kaufen, obwohl zu Beginn der Woche niemand Aktien anrühren wollte? Anleger wundern sich zu Recht über eine steigende Börse. Um den Grund zu verstehen, muss man die Denkweise der Anleger verstehen.

Die Ausgangslage war wie folgt: Anleger hatten sich seit Jahresbeginn mit Aktien eingedeckt. Man hatte gehofft, der DAX würde auf neue Hochs, möglichst auf 20.000 Punkte ansteigen. An diesem Anstieg wollten viele verdienen. Aktien wurden als alternativlose Anlage betrachtet, Kursverluste wurden als unmöglich eingestuft, da die Zentralbanken immerzu neues Geld bereitstellen. Die Unternehmensaussichten hatte man gar nicht mehr auf dem Fokus. Anleger hofften auf ein endloses Wirtschaftswachstum.

Dann der Kurseinbruch im DAX. In China, im Land der Wachstumslokomotive, begann sich das Wirtschaftswachstum abzuschwächen. Das ist zwar seit Monaten nicht neu, aber plötzlich nahmen die Anleger diese Information auf. China reagierte und schwächte seine Währung. Man will ja im internationalen Wettbewerb nicht zurückbleiben.

Diese Maßnahme führte zum Abverkauf an vielen Börsen. Gegen den gelben Riesen aus dem Land der aufgehenden Sonne hatten andere Wirtschaften wenig entgegenzusetzen. Zu sehr, und allzu gern, hat man sich an die fahrende Lokomotive gehängt. Damit waren die Folgen für alle schnell ersichtlich. Ohne die großen Verkäufe nach China würden die Unternehmen weniger exportieren und damit weniger Gewinne machen. Damit war der ursprüngliche Aktienkurs (vor dem Crash) deutlich zu hoch und die Aussichten eben trüb. Es kam zum Crash.

Nun zu der eingangs formulierten Frage. Wie kommt es nun zu einer Gegenbewegung. Warum reißen sich Käufer plötzlich um Aktien, obwohl das vor wenigen Tagen noch ganz anders war. Nun, die Marktteilnehmer sind nicht die gleichen. An der Börse ist der Raum nicht geschlossen. Investoren, die bei einem DAX-Stand von 11.000 Punkten keine Aktien kaufen wollen, sehen das bei einem DAX-Stand von 9.900 Punkten anders. Neue Investoren betreten den Markt, weil jetzt die Kurse günstig erscheinen.

Gleichzeitig versiegt der Verkaufsdruck. Alle diejenigen, die verkaufen wollten, haben das zu einem bestimmten Zeitpunkt getan. Gleichzeitig sind die Computeraufträge ausgelöst worden, die die Stopp-Loss-Orders ausgeführt haben. Ebenso sind auch die Anleger aus ihren Positionen gekegelt worden, die auf Kredit eingekauft hatte. Es kommt zu einer Erschöpfung.

Zudem versucht China, die Stimmung an den Börsen aufzuhellen. Gestern wurden bereits wichtige Leitzinsen gesenkt und damit ein klares Bekenntnis für den Finanzmarkt gegeben. Man möchte sich fallenden Kursen widersetzen. Anleger, überall auf der Welt, nehmen diese (für sie positive) Nachricht auf. Verkäufer stoppen ihre Verkaufsaufträge und Käufer beeilen sich, in den Markt zu kommen. Solch ein Schritt stützt die Kurse.

Im Moment dominieren die Käufer. Das muss jedoch nicht lange so bleiben, denn die Zusammensetzung der Marktteilnehmer ändert sich ja ständig. Sobald der DAX einen Bereich erreicht, an dem die Käufer zögern werden, weiter Aktien zu kaufen, wird die Stimmung auch wieder schnell drehen. In diesem Fall verkaufen kurzfristig orientierte Anleger ihre Aktien, die nur einen kurzen Trade wagen und die Gegenbewegung mitnehmen wollten. Gleichzeitig sehen auch Aktionäre ihre Chance gekommen, ihre Bestände zu verkaufen, die sie bei der ersten Abverkaufswelle nicht verkauft hatten. Sie nutzen die Gelegenheit und stoßen ihre Aktien ab. Verkaufsdruck kommt wieder auf. Anleger beginnen an der Wirkung von Stützungsmaßnahmen zu zweifeln und flüchten aus dem Markt. Der DAX-Abverkauf nimmt dann wieder Fahrt auf und Kurse sinken.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

start-trading Team

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